Atompuzzle wird zusammengesetzt

Das Bundesumweltministerium will weiterhin von der Grenzwertüberschreitung bei Atomtransporten nichts gewußt haben. Dabei kann man nicht behaupten, die Sache sei geheim verhandelt worden, wie das Ministerium jetzt auch zugegeben hat: "Es trifft zu, daß Herr Gandhi einen Beitrag mit dem Titel 'Experience in the Transport of European Irradiated Fuel' verfaßt hat. Unter anderem geht er dabei auf in der Vergangenheit zurückliegende Kontaminationsprobleme an Transportbehältern ein, die durch den sogenannten Weeping-Effect verursacht worden sein sollen", antwortete das Ministerium am 15. Juli auf eine Anfrage der taz. Ausgerechnet Wilhelm Collin vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) saß 1993 mit Klaus Ridder, einem Experten des Bundesverkehrsministeriums und weiteren BfS-Mitarbeitern im Herausgeber-Rat des International Journal on Radioactive Materials Transport, wo A. Gandhi die Problemlage seines Unternehmens schilderte.

Gandhi arbeitete 1993 für das deutsch-britisch-französische Atomtransportkonsortium NTL, das maßgeblich in den Atomskandal verwickelt ist und laut Umweltministerin Merkel bis Mai dieses Jahres kontaminierte Transporte verschwiegen haben soll. NTL hatte über Jahrzehnte in einer Datenbank über die radioaktiven Grenzwertverletzungen Buch geführt. Gandhi beschrieb in seinem Bericht auch Lösungsmöglichkeiten, um die Grenzwerte einhalten zu können: "Das Problem kann gelöst werden, indem die Behälter soweit unter den Grenzwert gereinigt werden, daß auch das 'Ausschwitzen von Radioaktivität' nicht zur Überschreitung des Grenzwerts führt."