Stoll- und Naumann

Post von Gerhard Schröder erhält demnächst auch Günter Grass. Im Brief an den in Lübeck lebenden Autor wird nicht über Quarterpounder, Bebel oder Umweltzerstörung nachgedacht, sondern über ein Bundeskulturministerium, das nach Schröders Wünschen am besten so beschaffen wäre, daß es keine "bösen Erinnerungen" an die "Reichskulturkammer" weckte. Auf die Idee, ein eigenes Ministerium für deutsche Kultur zu schaffen, habe ihn der französische Kulturminister Jack Lang gebracht, dies "vor allem mit Blick auf die Notwendigkeit einer europäischen Kultur". Bis dahin soll's ein einfacher Staatsminister für Kultur tun, namentlich Michael Naumann, weil er "für einen breit angelegten Kulturbegriff" steht.

Qualifikationen erwarb der studierte Politologe Naumann (57) u.a. in der Studentenbewegung, in Oxford, bei Zeit, Spiegel und in dem zur Holtzbrinck-Gruppe gehörenden Rowohlt-Verlag. In Reinbek bei Hamburg war Naumann allerdings so erfolgreich, daß man ihn schnell nach Amerika schickte, wo er seine marktorientierte Verlagspolitik fortsetzen konnte. Momentan ist Naumann Leiter des New Yorker Verlags Metropolitan Books. Wie Jost Stollmann gehört Naumann zu den Männern der Wirtschaft im Schattenkabinett Gerhard Schröders und gilt als Vollprofi für Verschiedenes. Vorteilhaft: Stoll- und Naumann könnten eng zusammenarbeiten und jederzeit ein Ressort-Crossing vornehmen.