Alternative Lebensformen

Call a Coke

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Das Prämiensystem ist ja eine super Sache. Manche WG bestreitet ihre komplette Küchen-Hardware aus Aboprämien. Die Frankfurter Allgemeine bietet sogar Videorecorder, die Glotze dazu gibt es beim Tagesspiegel und die Berliner Zeitung spendiert einen Staubsauger.

T-Mobil, der Mobilfunkableger der Deutschen Telekom, hat sich etwas ganz Tolles einfallen lassen: Sie bekommen gratis eine Dose Cola - und zwar Coke, keine Pepsi. Vorher aber müssen Sie einen Vertrag für ein Handy abschließen. Was dann passieren würde, wollen Sie wissen? Dann passen Sie auf: Mal angenommen, der T-Punkt-Angestellte hat Ihnen nach zähen Verhandlungen einen Vertrag aufgenötigt, 24 Monate Mindestlaufzeit, und ein schickes Telefon dazu. Siegesgewiß zückt er dann sein Handy. Er lächelt. Sein Blick schlängelt sich durch den Raum und bleibt an dem knallroten Automaten haften. Er wählt eine Servicenummer von T-Mobil. Dann macht es Peng und eine Dose erblickt das Licht der Welt. Ihre Dose. Ganz umsonst, wird Ihnen der Verkäufer erklären. Später merken Sie vielleicht, daß Sie etwa 300 Mark für die Erfrischung gezahlt haben.

Vorgestellt wurde dieses "Konzept" auf der Funkausstellung Ende August, und einer dieser Wunderautomaten steht nun am Tauentzien im T-Punkt. Theoretisch können Sie dort auch ohne Vertragsabschluß über's Handy Ihre Coke ordern. Natürlich nur, wenn Sie schon ein Funktelefon haben. Wer braucht noch Geld, wenn er ein Handy hat? Ruf einfach an, Mann. Und wie sagt man dem Handy, daß eine Cola-Light her muß? Oder ein Wasser? "Wenn Sie eine Coke der Sorte Classic möchten, drücken Sie bitte die 2"? Und wenn Sie die 9 drücken, erscheint vielleicht ein Lkw und liefert Ihnen neun Paletten. Bei 99 kommen dann schon zwei Laster. Was der Spaß kostet, entnehmen Sie dann später der Telefon-Rechnung.

Toller Trick, oder? Und damit die Kunden diese Innovation nicht übersehen, hängt neben dem Automaten ein Flachbildschirm, dazu ein Schild "Trends und News". Hier ist in irrsinniger Geschwindigkeit mitanzusehen, was junge Männer und Frauen zwischen zwei Schlucken Coke so erleben. Die Hübschen trinken alle aus der klassischen 0,33-Liter-Flasche, nicht aus der Alu-Dose. Warum? Ganz einfach: Call a Coke, das funktioniert noch nicht. Getränke rückt der Automat nur gegen Bares raus.

Vielleicht sollten Sie besser zur Konkurrenz gehen, am Tauentzien tummeln sich die Anbieter. Verlassen Sie den T-Punkt, gehen Sie 50 Meter weiter und stolpern Sie in den D2-Shop hinein. Hier gibt es Kaffee und Wasser, auch ohne Vertragsabschluß.