Freispruch - und weiter

"Danke." Nur dieses eine Wort, erklärte sein Anwalt, habe der ehemalige italienische Ministerpräsident und frühere Parteichef der Democrazia Christiana (DC), Giulio Andreotti, gesagt, nachdem das Schwurgericht Perugia den 80jährigen italienischen Politiker am Freitag vergangener Woche in erster Instanz vom Vorwurf der Ermordung eines Journalisten freigesprochen hatte. Auch fünf weitere Angeklagte - unter ihnen der ehemalige Richter Claudio Vitalone sowie die Mafia-Paten Pippo Calo und der in den USA inhaftierte Gaetano Badalamenti - gingen straflos aus. Die Staatsanwaltschaft hatte diesen drei Angeklagten sowie Andreotti vorgeworfen, gemeinsam den Mord an dem römischen Journalisten Carmine Pecorelli in Auftrag gegeben zu haben. Pecorelli hätte als Herausgeber des Journals Osservatore Politico belastendes Material unter anderem zur Zusammenarbeit von Mafia und DC gesammelt und publiziert. Die beiden anderen Angeklagten wurden beschuldigt, Pecorelli 1979 erschossen zu haben.

Die Staatsanwaltschaft stützte ihre Anschuldigungen auf Aussagen des ehemaligen Mafioso Tommaso Buscetta, der in den achtziger Jahren als einer der ersten Paten auf die Kronzeugenregelung des italienischen Staates - Aussagen gegen Straffreiheit - zurückgegriffen hatte. Doch während des mehr als dreijährigen Prozesses zog Buscetta seine Aussagen nach und nach zurück.

Andreotti, der bis zum Beginn der neunziger Jahre insgesamt sieben Mal als italienischer Regierungschef amtierte, erwartet nun das nächste Urteil: In Palermo ist er angeklagt, sich 1987 mit dem Paten Toto Riina getroffen zu haben. Aber auch diesem Verfahren kann Andreotti mit Gelassenheit entgegensehen - als Senator auf Lebenszeit genießt er juristische Immunität.