Wahlkampf in Österreich

Tohuwabohu

Meine Güte, sie haben sich so bemüht. Mit Themen wie - naja, lassen wir das, Themen sind in Österreich bei großen Wahlen nicht sonderlich gefragt.

Nein, im Ernst: Vorzuwerfen hat sich die KPÖ, die Kommunistische Partei Österreichs, tatsächlich nichts. Ihre Dreieckständer, die ganze Baumalleen elegant zum Verschwinden bringen, waren so farbenprächtig und nichtssagend wie die der anderen politischen Gruppierungen, die noch bis zum 3. Oktober um die Gunst der etwa fünfeinhalb Millionen Wahlberechtigten buhlen.

Auch in den Medien, zumindest in den gedruckten, vernahm man immer wieder etwas vom aufopferungsvollen Kampf am linken Rand der österreichischen Parteienszene. Und dann das: Plötzlich ist er da und stiehlt allen die Show. Der Gottseibeiuns der heimischen High-Society und permanent grinsende Baumeister Richard Lugner gründet einfach Die Unabhängigen (DU) und drängt sich penetrant vor. Einfach so.

Freilich, Stimmen wird die fleischgewordene Tölpelhaftigkeit mit starker Neigung zu Haiderschem Rechtspopulismus und einem ausgeprägten Faible für Rassismus hauptsächlich den drei Großparteien stehlen. Doch für die um Öffentlichkeit bemühten Parteikommunisten war Lugner ein derartiger Faustschlag

ins rote Magengrübchen, daß sie nicht mehr anders konnten, als selbst in die unterste Schublade des Geschmacks zu greifen und einen eigenen "Quereinsteiger" hervorzuziehen.

Nein, damit ist jetzt nicht der Bildhauer Alfred Hrdlicka gemeint, der in Kärnten um was auch immer kämpft, sondern Helmut Zenker. Noch nie von Helmut Zenker gehört? Aber doch sicher von der Kult-Krimiserie "Kottan ermittelt", die Anfang der Achtziger regelmäßig für schlecht gelaunte Kriminalbeamte sorgte. Auch nicht?

Na gut. Dann vielleicht von "Tohuwabohu", einer periodisch erscheinenden Fernsehsendung, in der ausgemusterte Fernsehsprecher und sonstige Versager der Showbranche immer wieder eine dreiviertel Stunde lang völligen Schwachsinn zum besten geben? Ja, genau: "Tohuwabohu"! Das ist von Helmut Zenker! Sie kennen ihn ja doch. Schließlich ist die Sendung auch in Bayern ausgestrahlt worden. Und dort wird man wohl wissen, was lustig ist und was nicht.

Tja, und dieser Helmut Zenker kandidiert jetzt für die KPÖ. Nicht als Spitzenkandidat - das wäre des Grotesken dann doch zuviel -, sondern als prominentes Zugpferd in der Bundeshauptstadt Wien. Bitte nicht falsch verstehen - der Mann ist zwar kein Parteimitglied, hat aber durchaus Visionen. Erst kürzlich antwortete er der Tageszeitung Der Standard auf die Frage, ob er für die Legalisierung von Haschisch sei, sehr diplomatisch: "Ich bin für Freibier!"

Da gehen Forderungen erfahrener Kommunisten, wie die sofortige Wiedereinführung der Vermögenssteuer, total unter. Egal. Zenker, der gewandelte Medienprofi lädt zur Pressekonferenz ins Riesenrad, zur literarisch-politischen Geisterbahnfahrt und zur anschließenden Einkehr in die stadtbekannte Trinkhalle "Zum Wilden Mann".

Die vielbeschäftigten Meinungsforscher des gebirgigen Kleinstaates lassen Zenkers Aktivitäten bisher leider kalt. Ein grober Fehler. Denn es ist damit zu rechnen, daß die KPÖ am 3. Oktober der große Sieger sein wird, rechnet man doch mindestens mit einer Verdoppelung der Stimmen von 1995. Damals erhielt die Partei 0,29 Prozent.