Das Darkwave-Magazin ðBlackÐ

Black nach rechts

Das Darkwave-Magazin Black lobt neuerdings den rumänischen Faschisten Corneliu Codreanu und übt sich in rechten Statements.

Fetisch- und SM-Fotos sowie Friedhofsszenen werden mit Vorliebe auf den Covern von Fanzines der Darkwave-Szene abgedruckt. Nur geheimnisvoll muss es aussehen. Man kann die einschlägigen Heftchen inzwischen fast an jedem Bahnhofskiosk kaufen. Eines von ihnen heißt Black und gehört zu den bekannteren Publikationen.

Schon seit 1995 schreibt die Black-Redaktion über »Industrial, Noise, Electro, EBM, Neofolk, Dark-Ambient, Synthie-Pop and more«. Das Konzept des Chefredakteurs Thomas Wackert ist erfolgreich. Inzwischen ist das Underground-Magazin aus der subkulturellen Nische herausgetreten und erscheint in einer Auflage von 5 000 Exemplaren. Selbst in den Filialen von World of Music (WOM) kann Black erworben werden.

In den mehr als 100 Seiten umfassenden Ausgaben von Black waren direkte politische Statements bisher kaum zu finden. Warum auch, schließlich sollte es ja um Musik gehen, um die Subkultur. Doch das hat sich nun geändert.

Bereits Ende des Jahres 2000 übernahm Dominik Tischleder, ein Politikstudent aus Trier, eine Redakteursstelle bei Black. In der Frühjahrsausgabe dieses Jahres rezensiert er den Sampler »Codreanu: Eine Erinnerung an den Kampf«, ein Machwerk zu Ehren des rumänischen Faschisten Corneliu Codreanu. Wohlwollend stellt Tischleder fest: »Die Eiserne Garde und Corneliu Codreanu bieten offensichtlich einer jungen Generation von heute den Stoff, aus dem Mythen sind. (...) Hier haben die Kulturkämpfer dieser Tage wirklich etwas besonderes geleistet, (...) jedes Projekt liefert das Beste«. Zum Weiterlesen empfiehlt er seinem Publikum Armin Mohlers »Der faschistische Stil«.

Tischleder hat mit Theoretikern der »neuen Rechten« offensichtlich keine Probleme, mit Antifas und den mit ihnen verbündeten »Grufties« jedoch um so mehr. »Die Frage ob 'unsere Szenen' von (...) 'Faschisten' oder gar von 'Nazis' unterwandert wird, erhitzt schon lange die Gemüter«, hat er beobachtet. Oft würden »regelrechte Anklageschriften verfasst (...), um anschließend mit einem gewissen Timbre eine 'glasklare Distanzierung' (...) zu verlangen«. Doch statt das »kultivierte Gespräch« zu suchen, werde mit »Schlagwörtern« und »emotionalen Kampfbegriffen wie 'Faschismus' oder 'rechts'« zugeschlagen.

Denn »wer sich heute 'Antifaschist' nennt«, der sei »entweder Vertreter einer extremistisch-sektiererischen Ideologie oder er/sie ist ein meist jugendlicher Mensch auf Identitätssuche«, meint Tischleder. Diese »ganze Gefühlsduselei« müsse endlich »einer rationalen Sichtweise Platz machen«. Über die VVN spottet er: »Sie gründen Organisationen mit lustigen Namen wie 'Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten', wobei sie mit 'Opfern' sich selbst meinen.«

»Im übrigen«, so behauptet der Kenner der Neofolk-Szene, sei »der Zusammenhang zwischen 'Nouvelle Droite' und Neofolk vollkommen konstruiert«. Man müsste schon ein »Talent für Verschwörungstheorien mitbringen, um Künstlern finstere 'metapolitische' Strategien zu unterstellen«, schreibt Tischleder und zitiert ausgerechnet den Cheftheoretiker der französischen Nouvelle Droite, Alain de Benoist, um seine Argumentation zu untermauern.

So offen rechtsextreme Töne wurden bisher bei Black nicht angeschlagen. Auch wenn das Blatt schon öfters teils zustimmend über den rechten Rand der Szene berichtet hat, sei es in Rezensionen von Platten einschlägig bekannter Bands oder in Interviews mit bekannten Rechten wie Stephan Pockrandt vom Zinnober-Magazin, Gerhard Kadmon von der Band Allerseelen oder Henryk Vogel von der Gruppe Darkwood. Aber das Magazin war immer um eine vermeintliche »Ausgewogenheit« bemüht.

Wohl um die Illusion dieser »Ausgewogenheit« aufrechtzuerhalten, präsentiert die aktuelle Ausgabe auch ein längeres Interview mit der Bremer Initiative Grufties gegen Rechts. Die Vertreter der Initiative sprechen über die Probleme der Szene mit rechten Tendenzen und merken an, dass sie sich auch vom Black etwas mehr »Zurückhaltung wünschen«.

Der Wunsch ist verständlich. Denn der rechtsextreme Vormarsch in der Schwarzen Szene geht trotz der inzwischen seit Jahren geführten Auseinandersetzungen munter weiter. Schon vor dem diesjährigen Wave-Gotik-Treffen, das über Pfingsten in Leipzig stattfand, kritisierten die Bremer Grufties den Auftritt der Bands Kirlian Camera, Stalingrad und Darkwood, die sie dem rechten Rand der Szene zuordnen.

In ihren Statements wollten die Bands glauben machen, dass sie weder rassistisch noch antisemitisch seien. So argumentierte Henryk Vogel, der Bandleader von Darkwood, dass sie sich als ein »reines Kunstprojekt« verstünden.

Die Songtexte der Band lassen jedoch andere Schlüsse zu. So heißt es in dem Lied »Mord und Lüge«, mit dem die Band auf der Compilation zu Ehren von Codreanu vertreten ist: »Aufrechter Blick, ein Herz voller Güte. Dem Freunde Freund, dem Feinde Tod. Entschlossen handeln für die Sache, den Kameraden Vater in jeder Not. Die Erde ihres Heimatlandes, für ihren Kampf ist sie das Blut, sei alles Gold vergessen. Die Tugend ist ihr höchstes Gut.«

Obwohl in diesen Zeilen der politische Charakter mehr als deutlich wird und bei vielen Zuhörern durchaus ankommt, was gemeint ist, betonen Bands wie Darkwood in der Öffentlichkeit fortwährend ihre »Harmlosigkeit«.

Doch ähnlich wie beim Magazin Black scheint es auch für die Veranstalter des Wave-Gotik-Treffens zur »Ausgewogenheit« zu gehören, rechte Bands zu präsentieren und rechtsextremen Unternehmen wie etwa der Firma Verlag und Agentur Werner Symanek (VAWS) Platz einzuräumen. Solange die nicht rechten Fans und Bands so etwas hinnehmen, dürfte sich daran auch nichts ändern.

Wenigstens einige Redakteure von Black haben inzwischen ihre Konsequenzen gezogen. Sie haben das Blatt aus politischen Gründen verlassen.

Von den Autoren ist soeben das Buch »Ästhetische Mobilmachung, Dark-Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien« im Unrast-Verlag erschienen.