Alles wird besser, weil …

… es wegen des Klonens endlich eine Religion gibt, die unserer Zeit angemessen ist. Dank Claude Vorilhon, einem ehemaligen Autorennfahrer, der 1973 einen Zusammenstoß mit einer Frau am Steuer einer Untertasse hatte, erfahren Skeptiker und Agnostiker jetzt, warum die Bibel falsch und doch wieder richtig liegt: Gott war in Wirklichkeit ein ganzes Rudel von Außerirdischen (ein bedauerlicher Fehler in der Einheitsübersetzung).

Der wahre Jakob dagegen ist Claude Vorilhon, aka Rael (so nannte ihn seine flüchtige UFO-Bekanntschaft), aka der Mashiach (so nennt er sich seitdem selbst), korrekte Anrede: Your Holiness, Erkennungszeichen: der Davidstern, der seit 1993 nicht mehr mit eingeschriebenem Hakenkreuz, sondern mit einer stilisierten Galaxie als Emblem geführt wird. Anhängerschaft nach eigenen Angaben: 55 000 so genannte Raelianer. Im Nebenberuf war Vorilhon bis zum letzten Jahr Chef der Firma Clonaid, die in der vergangenen Woche behauptete, ein Menschenweibchen geklont zu haben, das natürlich auf den Namen Eva hören soll. Ein weiteres geklontes Mädchen soll nur wenige Tage später geboren worden sein.

Auf die Krise der Religion und der New Economy antwortet Vorilhon mit einem Konzept, das Synergieeffekte bündelt. Die Knallkirche besorgt der kaum konkurrenzfähigen Klonklitsche die Werbung. Priestermangel wird von vornherein ausgeschlossen, schließlich klont man sich seinen Pfaffen selber, und auch von geschnitzten Heilanden kann abgesehen werden, wenn das Original in 500 Kopien am Start ist. Ein Fortschritt, der mit dem Schritt vom Opium zum LSD vergleichbar ist.

oleg schnitzler