Der Unvergleichliche

ich-ag der woche

Manch anderer hätte kapituliert. Denn Söhne berühmter Väter haben es nicht leicht. Kim Jong-il, dessen Vater »epochale Wunder« getan und der Menschheit die »unsterbliche Juche-Idee« geschenkt hat, hätte gar entmutigt sein können angesichts der Größe der vor ihm liegenden Aufgabe.

Doch der »unvergleichliche Führer« Nordkoreas und der fortschrittlichen Menschheit ging unbeirrt seinen Weg. »Blitz und Donner« sowie ein »strahlender doppelter Regenbogen« kündeten bereits bei seiner Geburt auf dem heiligen Berg Paektu im Jahre 1942 vom künftigen Ruhm. Konterrevolutionäre Elemente behaupten zwar, er habe seine jungen Jahre als Playboy verbracht und Plateauschuhe getragen. Doch der »geliebte Führer« wusste bessere Wege zu wahrer Größe. Unter anderem komponierte er sechs Opern und entwarf den großen Turm im Zentrum Pjöngjangs.

Sein Vater Kim Il-sung wurde als »Sonne der Nation«, wegen seiner tiefen Verbundenheit mit den Volksmassen aber auch schlicht als »unsere Sonne« bezeichnet. Damit die Sonne ohne Unterlass scheinen möge, machte er seinen Sohn zu seinem Nachfolger. Kim Jong-il wird nun »die Sonne des 21. Jahrhunderts« werden.

Als würdiger Erbe entwickelte er nach 1994 die Juche-Idee weiter, eine ganz besondere Leistung, da diese ja bereits die Vollendung aller menschlichen Philosophie darstellte. Seine erleuchtete Politik machte Nordkorea zu einem Zentrum der Weltpolitik. Denn nicht etwa Flugangst, wie Reaktionäre und Renegaten behaupten, hindert ihn an Auslandsbesuchen. »Der geliebte Führer muss nirgendwohin reisen. Stattdessen eilen Amerikaner, Chinesen, Russen, Japaner und andere nach Pjöngjang, um den geliebten Führer zu treffen.«

jörn schulz