Monsterfutter Strikes Back

Der blonde Teen mit Barbie-Appeal und übernatürlichen Kräften ist seit Jahren erfolgreich in der Dämonenbekämpfung tätig. Die letzte Staffel von »Buffy« ist gestartet. von vali djordjevic

Buffy – The Vampire Slayer« – was ist das überhaupt für ein Titel? Hört sich erst mal nicht so an, als müsse man sich das unbedingt angucken. Aber »Buffy« ist eine Teenie-Serie nicht nur für Teenies. Seit 1997 kämpft die Vampirjägerin Buffy mit ihren Freunden gegen das Böse der Welt und hat unzählige Anhänger gewonnen. Die Begeisterung kennt keine Grenzen. Unzählige Webseiten analysieren die Einzelheiten der Geschichte, Cultural-Studies-Abteilungen veranstalten Konferenzen, es gibt »Buffy«-Comics und »Buffy«-Romane, und der »Buffy«-Spinoff »Angel« läuft mittlerweile schon in der vierten Staffel. Die Serie, mit der alles startete, neigt sich aber jetzt ihrem Ende zu. In den USA läuft seit September die siebte und letzte Staffel, die am 20. Mai endet. In Deutschland hat sie gerade angefangen.

Mit seiner Mischung aus Superhelden-Comic und Soap-Ästhetik hat »Buffy« das Horror-Genre fürs Fernsehen aus der Schmuddelecke geholt. Obwohl die Hauptpersonen und die Handlung natürlich den Genrekonventionen gehorchen, schafft es »Buffy« immer wieder, die übliche Mechanik von Highschool-Serien auszuhebeln. So wurde in der dritten Staffel beispielsweise die Schule kurzerhand in die Luft gejagt, weil der Bürgermeister, der sich in einen Dämon verwandelt hatte, von der Übernahme der Stadt abgehalten werden musste.

Ansonsten bewegt sich »Buffy« auf den Spuren eines klassischen Entwicklungsromans. Der Beginn des eigenverantwortlichen Lebens, seinen Platz zu finden in der Gesellschaft, sich darüber klar zu werden, was man überhaupt machen will – zwischen 16 und 20 hat man jede Menge Entscheidungen zu fällen, von denen man nicht weiß, ob sie richtig oder falsch sind. Das Übernatürliche spielt in dieser Serie nicht die Rolle des Gimmicks, sondern ist eine Metapher realer Teenager-Ängste und dunkler Seiten des Ich. Das Alltägliche und das Übernatürliche gehen also eine enge Verbindung ein. Welcher Superheld musste seinen Lebensunterhalt in einem Fast-Food-Restaurant verdienen, wie Buffy im letzten Jahr? Nachher gab es dann Ärger mit den Werbekunden, die es gar nicht lustig fanden, wie die Arbeitsbedingungen in Fast-Food-Läden gezeichnet wurden.

Buffy Summers, gespielt von Sarah Michelle Gellar, ist die Jägerin, die Auserwählte ihrer Generation, ein Highschoolgirl mit Superheldenkräften, prophetischen Träumen und losem Mundwerk. Sie interessiert sich für Schuhe, Klamotten und Jungs und ist hin und her gerissen zwischen ihrer Berufung und dem Wunsch, ein normales amerikanisches Teenagerleben inklusive Cheerleading-Gruppe und Dating zu führen.

Joss Whedon, der Schöpfer des »Buffy«-Universums, konzipierte Buffy als Gegenfigur zum üblichen Horrorfilm-Klischee: Das Blondchen, das normalerweise als Monsterfutter endet, schlägt zurück.Natürlich werden die Gender-Stereotypen nicht vollkommen außer Kraft gesetzt: Schließlich sieht Buffy gut aus – wir sind ja im Fernsehen. Und natürlich geht es auch um Liebe und Sex, schließlich ist das ein Thema, das sich in dieser Phase des Lebens nicht vermeiden lässt. Aber Buffy ist die Jägerin, das definiert sie. Sie kämpft gegen Monster und rettet die Welt und ihre Freunde vor diversen Apokalypsen.

Unterstützt wird sie von Willow Rosenberg, Computerexpertin, mächtige Hexe und lesbisch, ebenfalls ein klasse Rolemodel. Willow ist superklug, kann sich in alle Computersysteme hacken und mit schwarzer Magie umgehen.Dabei muss sie nicht perfekt sein. In der letzten Staffel wollte sie aus Verzweifelung über den Mord an ihrer Freundin Tara die Welt zerstören. Vervollständigt wird das Team von Xander Harris, dem Jedermann der Geschichte, der die in diversen Kämpfen zerstörten Einrichtungsgegenstände repariert und sich von Buffy und von Rupert Giles, Buffys englischem Wächter, vor diversen Dämonen retten lässt.

Einerseits sind es Comiccharaktere, die uns vorgestellt werden, andererseits werden die Klischees gegen sich selbst gewendet: Es gibt zum Beispiel Dämonen, die nicht in die klar definierte Kategorie »böse« fallen, ja, es wird sogar angedeutet, dass Buffys Kräfte dämonischen Ursprungs sind. Zuallererst ist da aber der Vampir Spike, der sich am Ende der letzten Staffel aus Liebe zu der Jägerin eine Seele erkämpft hat. Spike ist einer der beliebtesten Charaktere der Serie. Es schadet natürlich nicht, dass er wie eine Kreuzung aus Sid Vicious und Billy Idol aussieht und einen retro-punkigen Sexappeal verstrahlt, der gleichermaßen Teen-Mädchen und deren Mütter anspricht.

Wie es sich für die moderne Populärkultur gehört, schäumt die Serie über vor Bezügen, Referenzen und Anspielungen. Diese reichen von Shakespeare (in der Musicalfolge »Once more with Feeling«) über T.S. Eliot bis zu Marvel-Comics und Science Fiction. So ist es kein Wunder, dass für Popkultur-Forscher »Buffy« ein äußerst fruchtbares Feld ist. Slayage, das »online international journal of Buffy studies«, versammelt auf seiner Website »slayage.tv« regelmäßig Texte, in denen zum Beispiel Foucaults Konzept der Heterotopien auf Friedhöfe und Bibliotheken der Serie angewendet oder der Vampir als Figur sexueller Übertretung untersucht wird. Die Forscher sind gleichzeitig Fans, was man den Aufsätzen oft auch anmerkt. Enthusiasmus und Begeisterung sind in wissenschaftlichen Texten schließlich nicht selbstverständlich.

Das wichtigste Thema in den Foren sind aber im Augenblick die letzten vier Folgen, die in den USA im Mai ausgestrahlt werden. Besonders ungeduldige Fans versuchen mit allen Mitteln herauszubekommen, was am Schluss passieren wird. Diese so genannten »Spoiler« werden tagelang diskutiert und analysiert. Die Aufregung über das Finale, die endgültig letzte Folge von »Buffy«, ist groß. Es wird schwierig werden, alle Erwartungen zu erfüllen, gerade weil die Fangemeinde die Serie so leidenschaftlich liebt. Aber das ist eigentlich ein gutes Zeichen für »Buffy«.

»Buffy« läuft mittwochs um 20.15 Uhr auf Pro7