Deutsches Haus

Der 18jährige Moghim Rahmato aus Afghanistan soll aus Flensburg (Schleswig-Holstein) abgeschoben werden. Dies berichtete das Hamburger Abendblatt am 31. August. Sein Vater starb im afghanischen Bürgerkrieg, seine zwei kleinen Brüder kamen bei einem Raketenangriff ums Leben. Mit seiner Mutter und seiner Schwester floh er nach Pakistan. Die Mutter wurde später von Verwandten umgebracht, die Schwester ist verschollen. Moghim Rahmato wurde mit 15 Jahren von Schleppern nach Deutschland gebracht. Im Februar zeichnete ihn Bundespräsident Horst Köhler im Rahmen des Anne-Frank-Wettbewerbs »Kriegskinder« aus. »Moghim ist schwer traumatisiert«, sagt seine Ärztin Christiane Boysen-Honsel. Am 29. August sollte die vietnamesische Familie Nguyen aus Hoya (Niedersachsen) abgeschoben werden. Dazu kam es jedoch nicht, weil die Familie Zuflucht in einer evangelischen Kirche im Ort fand. Der Pastor forderte von der Landesregierung eine Aussetzung der Abschiebung. Die niedersächsische Landesbischöfin Margot Käßmann brachte in einem Schreiben ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck, »warum sie, die mit ihren Kindern gut integriert sind, brutal aus ihrem Lebensmittelpunkt gerissen und in ein Land abgeschoben werden sollen, das die Kinder überhaupt nicht kennen«. Ein Sprecher des zuständigen Landkreises Nienburg sagte jedoch, dass die Familie sofort inhaftiert würde, sollte sie außerhalb der Kirche angetroffen werden. In der Nacht zum 26. August überfielen Unbekannte den Zirkus der Familie Q. in Triebel bei Wurzen (Sachsen). Sie zerschnitten Seitenteile des Zirkuszeltes und zerstörten Mobiliar. In derselben Nacht wurde auch ein Jugendtreff im Ort angegriffen. Die Polizei geht nicht von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. Dies stößt bei Amal, einem Verein, der Betroffenen von rechter Gewalt Hilfe leistet, auf Kritik. »Wir haben mit der Familie und Tatzeugen gesprochen. Sie berichteten, dass unter den Angreifern bekannte Rechte waren und dass sie mit unglaublichen neonazistischen Bedrohungen konfrontiert wurden. Neben Heil-Hitler-Rufen wurden der Familie lauthals vor deren Haus Schläge und die Zerstörung ihres Zeltes angedroht, welches dann noch in derselben Nacht verwüstet und immens beschädigt wurde«, schreibt Ingo Stange von Amal in einer Presseerklärung. Man habe den Angehörigen der Familie gedroht, ihnen die Hände abzuhacken und sich an der Tochter und der Großmutter zu vergreifen. Unter »Adolf« wären sie vergast worden, hieß es. Man werde das »Zigeunerpack« im Ort nicht dulden. Der Jungle World sagte Stange, dass die Familie, bei der es sich nicht um Sinti und Roma handle, weiterhin bedroht werde. Der Sprecher der Polizei in Südwestsachsen, Volker Kroh, sagte der Jungle World, die Polizei habe am Abend vor dem Überfall im Ort elf Jugendliche überprüft, die gerufen hätten: »Die brennen wir nieder!« Aber eine »verhärtete rechtsorientierte Szene« gebe es in der Gegend nicht. »50 Prozent der Jugendlichen laufen auf dem Land mit kurz geschorenen Haaren herum«, sagte Kroh.

sw