Der Anpacker

Gerade weil die Welt in Bayern noch in Ordnung ist, haben es bayerische Innenminister schwer. Ständig müssen sie aufpassen, dass das sonst auf der Welt so weit verbreitete Übel nicht in den schönen Freistaat schwappt. Der derzeitige bayerische Innenminister Joachim Herrmann gibt sich damit große Mühe. Gerade etwa droht Bayern Gefahr aus dem fernen Tunesien: Die Tunesier haben ihren Präsidenten Ben Ali gestürzt, der die meisten seiner Bürger mit seinem fleißigen Sicherheitsapparat davon abhielt, das Land Richtung Europa zu verlassen. Jetzt steigen sie einfach in Boote, versuchen über das Meer zu fahren, und wenn man Pech hat, dann ertrinken die nicht mal unterwegs! Dann schaffen es manche dieser Kerle tatsächlich nach Italien! Und von dort aus nach Bayern! Rund 200 Tunesier sollen es schon nach Deutschland geschafft haben.
Und wer ist schuld? Die Italiener. Denn die könnten, so meint Herrmann, locker 23 000 tunesische Migranten aufnehmen – oder am besten abschieben. Doch was macht die italienische Regierung? Sie vergibt an einen Teil der Tunesier Aufenthaltsgenehmigungen. Das sie sie damit »einfach zu Touristen erklärt«, könne nicht angehen, meint er. Erst wollen die Tunesier Demokratie, und dann bekommen sie auch noch Reisefreiheit in der EU? Weil das dreist wäre, will Herrmann wieder Kontrollen an der Grenze zu Italien – nein, halt, falsch – zu Österreich einführen. Denn es könnte ja sein, dass die bayerischen Polizisten, die normalerweise ohnehin jeden Dorfbahnhof nach ausländisch aussehenden Menschen absuchen, mal einen Tunesier übersehen – und dass der dann fünf Bayern ihren Arbeitsplatz wegnimmt.
Ob man bald an der österreichischen Grenze seinen Pass zeigen muss, ist allerdings ungewiss. Herrmann ist dafür bekannt, dass er das bayerische Territorium gern mit Sprüchen markiert, aber selten Gesetze zustande bringt. So war es etwa, als er Bayern durch ein Burka-Verbot davor bewahren wollte, dass dort der frauenverachtende Ganzkörperschleier in Mode kommt. Auch Killerspiele oder Komasaufen wurden nicht verboten – Hauptsache, Herrmann hatte beides lautstark gedisst und ein bisschen auf Macker gemacht. Insofern ist es kein Wunder, dass sein Sohn Jakob alias »Jackpot« den Gangsterrapper mimt, Phrasen wie »jede Frau bückt sich gern« rappt und prahlt, er trinke »Wasser wie Wodka«. Wenn es um Gepose geht, sind sich Vater und Sohn ziemlich ähnlich.