Uniformen in der Uni

Vor dem Henry-Ford-Bau in Berlin-Dahlem, wo normalerweise Studierende der Freien Universität (FU) Vorlesungen besuchen, rückt am Mittwoch voriger Woche eine Hundertschaft der Polizei an. Sie unterstützt den Sicherheitsdienst dabei, das Gebäude abzuschirmen, in dem eine Sitzung des Akademischen Senats (AS) stattfinden soll. Etwa 150 Studierende versuchen dennoch, ihren Unmut gegen die geplante Verabschiedung der neuen »Rahmenstudien- und -prüfungsordnung« (RSPO) vorzubringen. Kritisiert werden an der Reform vor allem die Begrenzung möglicher Prüfungswiederholungen, die Einführung einer allgemeinen Anwesenheitspflicht und die Möglichkeit zur Zwangsexmatrikulation von Studierenden. Im vergangenen Sommersemester hatten Studierende wiederholt den Dialog gesucht und Änderungsvorschläge unterbreitet. Im Gegenzug kündigte das Präsidium die Suche eines »möglichst breiten Konsenses« an. Doch spätestens heute scheint die Hoffnung auf Kooperation gestorben. »Durch den Ruf nach der Polizei werden Demokratie und Transparenz an der FU zur Farce«, empört sich ein Student bei einer Diskussion. Immer wieder versuchen die Protestierenden vergeblich, zum Sitzungssaal zu gelangen. Als der AS schließlich seine Sitzung beginnt und nun auch offiziell die Öffentlichkeit ausschließt, werfen sich Studierende wütend und verzweifelt gegen die Tür. Glas splittert, doch der Durchgang bleibt versperrt. Die Polizei weigert sich, die Gruppe gehen zu lassen. Später folgen zwei Festnahmen. Irgendwann nutzen die Studierenden eine Hintertür und gelangen nach draußen. Auf der anschließenden Kundgebung wird Universitätspräsident Peter-André Alt in Abwesenheit der »Kim-Jong-il-Preis für Basisdemokratie« verliehen. Erst spätabends steht fest, dass die RSPO nicht endgültig beschlossen wurde. Doch die Erleichterung währt nur kurz. Die nächste Sitzung findet bereits in der folgenden Woche statt.