Es kann nur einen geben

Fromm und selbstverständlich ein Mann muss der Kandidat sein, verlangt werden aber neben der Treue zu den Prinzipien der Islamischen Republik Iran auch ein guter Ruf sowie Verwaltungserfahrung. Das sind die offiziellen Bedingungen für die Zulassung zu den Präsidentschaftswahlen durch den Wächterrat. Doch die tatsächliche Auswahl folgte anderen Kriterien. Den acht nun zugelassenen Kandidaten ist – neben dem bei einigen schütteren, aber offenbar unentbehrlichen Vollbart – gemeinsam, dass sie dem religiösen Führer Ali Khamenei treu ergeben sind, Gholam Ali Haddad-Adel ist ihm sogar familiär verbunden, da seine Tochter mit einem Sohn Khameneis verheiratet ist. Als Ausnahme kann allenfalls Mohammed Reza Aref gelten, der den »Reformisten« zugerechnet wird. Doch weder Esfandiar Rahim Mashai, den Präsident Mahmoud Ahmadinejad als Nachfolger wünschte, noch der einflussreiche Akbar Hashemi Rafsanjani wurden zur Wahl zugelassen. Der Sieger des Machtkampfes zwischen den Fraktionen des islamistischen Regimes ist daher Khamenei, dem es gelang, die gefährlichsten Konkurrenten auszuschalten.
Für einen allenfalls mittelmäßigen Theologen, dessen Predigten für ihre einschläfernde Wirkung berüchtigt sind, ist das eine bemerkenswerte Karriere. Denn sein Amt verdankte Khamenei der Tatsache, dass die islamistische Führung sich nach dem Tod Khomeinis im Jahr 1989 nicht auf einen Nachfolger einigen konnte und er ein geeigneter Kompromisskandidat war. Um als Staatoberhaupt amtieren und nach offizieller Doktrin als Statthalter des Mahdi die Erlösung der Menschheit vorbereiten zu können, musste er allerdings noch schnell vom Hodjatolislam zum Ayatollah befördert werden. Dafür sorgte damals Rafsanjani.
Dankbarkeit gehört nicht zu den Tugenden Khameneis, der allerdings auch keine Dankbareit erwarten kann. Schließlich war Ahmadinejad zunächst sein Wunschkandidat, entwickelte sich aber als Präsident zum Konkurrenten. Auf die Loyalität des nächsten Präsidenten wird Khamenei sich ebenfalls nicht verlassen können, aber er hat die Macht der Geistlichkeit gegenüber der Militärbourgeoisie, deren Mann Ahmadinejad war, und der von Rafsanjani repräsentierten Handelsbourgeoisie gestärkt. Vorläufig, denn umstritten ist zwar, wie krank er ist, als sicher kann aber gelten, dass er vor dem Erscheinen des Mahdi sterben wird.