Friedliche Festnahmen

Manchmal heißt Antifaschismus schlicht, der Kälte zu trotzen. Die Teilnehmer der Demonstration zum Gedenken an den 1992 von Neonazis getöteten Silvio Meier in Berlin mussten am Samstag eine Verzögerung von eineinhalb Stunden hinnehmen. Grund für die Verspätung war ein gleichzeitig stattfindender Aufmarsch der NPD-Jugend in einem anderen Bezirk, mutmaßlich ein Versuch, die Mobilisierung zur Demo zu sabotieren. Die Teilnehmer der Demonstration gegen den Naziaufmarsch wurden per Shuttlebus nach Friedrichshain gebracht, freudig begrüßt, dann konnte es mit rund 5000 Teilnehmern losgehen. Im 21. Jahr ihres Bestehens zog die Demonstration auf der Route quer durch den Stadtteil Friedrichshain erstmals durch die Silvio-Meier-Straße und erfüllte bereits nach wenigen Minuten die Erwartungen aller Anwesenden: Bengalische Feuer wurden abgebrannt, von den Dächern angrenzender Hausprojekte wurde Feuerwerk gezündet und Hunderte skandierten: »Silvio Meier, das war Mord!« Die Demons­tranten forderten ein Ende der Repression gegen linke Gruppen und betonten die Gefahr durch die griechische Nazipartei Chrysi Avgi. Ein weiteres Thema war die gegen Flüchtlinge gerichtete Politik der Bundesrepublik und der EU, anwesend waren jedoch offenbar nur wenig direkt Betroffene. Auffällig waren die Transparente, die sich gegen Sexismus und Mackertum richteten. Ein entsprechender Demonstrationsblock, den es im vorigen Jahr noch gegeben hatte, fehlte jedoch dieses Mal. Im Rückblick stellte die Berliner Polizei erleichtert einen »friedlichen Ablauf« der Veranstaltung fest, davon konnte jedoch keine Rede sein: Wie üblich gegen Ende, jedoch auch bereits im Verlauf der Demo führte sie zum Teil gewaltsam Festnahmen durch, schubste und provozierte Anwesende willkürlich. Doch auch für Überraschungen ist die Berliner Polizei zu haben: Am Ende verabschiedete sie sich höflich und wünschte »frohe Feiertage und einen guten Rutsch«.