Ganz ohne Pillen

Damien Jurado steht an einem Strand, vor ihm im Meer befindet sich eine große raumschiff­artige Glaskuppel. Man meint, sie sei eben erst gelandet, ohne dass der Künstler es mitbekommen hätte. Was natürlich Unsinn ist – oder haben Sie die Landung eines Raumschiffes zu Ihren Füßen schon einmal nicht mitbekommen? Was will uns der Musiker mit dem Cover seines elften Studioalbums wohl sagen? Dass selbst Raumschiffe gegen Liebeskummer nicht helfen? Exakt. Andererseits klingt Jurados fragile (Kopf-)Stimme ziemlich weit draußen – triviales irdisches Unglück könnte dem aus Seattle stammenden Gitarristen und Sänger auch einigermaßen fremd sein. Stellen Sie sich vor, Syd Barrett, Gene Clark und Nick Drake hätten noch zu Lebzeiten ihren Frieden gemacht, ohne darüber an stimmlicher Ausdruckskraft zu verlieren. Dann bekommen Sie eine ungefähre Vorstellung von jener seltenen Sorte psychedelisch beseelter Melancholie, die so anmutig durch Jurados Gesang weht.
Hippieske Sache? Durchaus. Und die Musik erst: Gefühlsstarkes Kopfkino mit himmlischen Streichern, getragenen Chorälen und subtil-verspielten Keyboards from outer space – souverän zur Landung gebracht in der Americana-Gitarren-Wüste Kaliforniens. Den kunstvollen Arrangements korrespondieren sagenhaft schöne Melodien. Die lyrischen Botschaften Jurados sind alle ein bisschen kryptisch und stets spiritueller Art. Solange diese tolle Platte läuft, kann das Pillenschränkchen geschlossen bleiben.

Damien Jurado: Brothers and Sisters of the Eternal Son (Secretly Canadian/Cargo)