Von der Insel I

George Clooney. Die Berlinale ist vorbei, George Clooney bleibt. Kümmert sich sein jüngster Film zu wenig um historische Fakten? Oder ist »The Monuments Men« vielleicht gerade deshalb gelungen? Egal, erst einmal auf Promotion-Tour gehen, nächster Halt: London. Die sogenannten Elgin Marbles, ein Fries, 1801 aus der Athener Akropolis gebrochen und ans British Museum verkauft, sollten nach Griechenland verbracht werden, sagt Clooney. Obwohl es seit langem Forderungen zur Rückgabe gibt, polterte Bürgermeister Boris Johnson los. Schon Hermann Göring hätte das British Museum plündern wollen. »Und wohin wollten die Nazis die Elgin Marbles schicken? Nach Athen! Clooney befürwortet nicht weniger als die Hitler-Agenda für Londons kulturelle Schätze«, sagte er dem Telegraph. Clooney bleibt bei seiner Meinung: Die Marbles seien von der osmanischen Besatzungsmacht entwendet und verkauft worden. »Das sind die Fakten. Aber vielleicht ist es einfacher, mich mit Hitler zu vergleichen.«   oko
Von der Insel II
BBC. »Es wird zukünftig keine Unterhaltungsshows ohne die Teilnahme von Frauen mehr geben«, sagte Danny Cohen, Fernsehchef der britischen BBC, dem Observer. Cohen entfachte eine Debatte, die in Großbritannien sogleich leidenschaftlich geführt wurde und an einen medienwirksamen Kommentar von Victoria Wood erinnerte: britische Unterhaltungssendungen seien »testosterone-fuelled«, sagte die Komikerin bereits 2009. Einige Shows, die schon vor Monaten abgedreht wurden, müssten noch ausgestrahlt werden, im Anschluss aber werde die neue Direktive des Senders befolgt, sagte ein Sprecher der BBC. Nachdem im Juli vergangenen Jahres der Generaldirektor der BBC dazu aufgefordert wurde, für eine bessere Repräsentation von Frauen in den Programmen der BBC zu sorgen, wurde die neue Richtlinie an die Produzenten der Unterhaltungs-Shows weitergegeben: An jeder Comedy-Show solle künftig »mindestens eine Frau« teilnehmen. Gar nicht auszudenken, wenn es zwei oder gar drei wären!   oko
Von der Insel III
Sozialgrusel. 4,5 Millionen Zuschauer ließen sich das Ende der britischen Doku-Soap »Benefits Street« (Jungle World 7/2014) nicht entgehen. Den Bewohnern der James Turner Street, deren Armut die Serie wirksam zur Schau stellte, hat ihr kurzer Ruhm keine Vorteile verschafft. Während gerade noch Fans und Elendstouristen durch die gebrandmarkte Straße ziehen, um den Sozialgrusel endlich hautnah erleben zu dürfen, hat sich Channel 4 schon etwas Neues einfallen lassen. Naja, never change a winning team denkt man sich wohl vielmehr und lässt die Produktionsfirma der umstrittenen Serie ein brandneues Format aufsetzen: Benefits Street 2 – Love Productions sind tatsächlich auf der Suche nach der nächsten Location, gibt ein Sprecher des TV-Senders bekannt. Der erste Teil der Serie habe eine wichtige Debatte über das Sozialsystem entfacht. Nun interessieren sich die Verantwortlichen dafür, ob die Bewohner einer Straße in einem anderen Teil des Landes ähnliche Erfahrungen machen müssen. Echt engagiert.   oko
Von der Insel IV
Radiohead. Wenige Stunden bevor Sie diese Zeitung aufgeschlagen haben, wurde im Detroiter Elizabeth Theater sehr zufrieden und leise aufgestoßen – hinter vorgehaltener Serviette, versteht sich. Köstlich wird es gewesen sein, das Zehn-Gänge-Menü namens »Kid A«. Ja, genau, benannt nach dem Opus Magnum der britischen Band Radiohead aus dem Jahre 2000. Jeder Song entsprach einem Essensgang: »In Limbo« als Bouillabaisse, »Idioteque« als Rucola-Salat, das Sorbet »Morning Bell« – und als Hintergrundgedudel, die Sinne wunderbar betörend, das Album selbst. Wasser auf die Mühlen der Kritiker, denen das Revolutions-Getue der Band schon immer verdächtig verdaulich vorkam.   oko