Viele ­Experimente

Der Buchtitel klingt wie eine hippe Ballade: »How Should a Person Be?« fragt die in Toronto lebende Autorin Sheila Heti, was ein bisschen schräg mit »Wie sollten wir sein?« ins Deutsche übersetzt wurde und jetzt nach Generationenroman klingt. Dabei geht es der 38jährigen Autorin mit ungarisch-jüdischem Background um die Individualität. Das Buch ist eine Feier des Exzentrischen. Oscar Wilde und Andy Warhol sind Sheilas Götter. Sheilas Künstlerfreunde veranstalten einen Wettbewerb. Wer malt das hässlichste Bild? Der Anti-Wettstreit bildet den Rahmen für eine Geschichte, die vor allem von der Freundschaft zwischen der schüchternen Sheila und der egozentrischen Malerin Margaux Williamson – einer in den USA bekannten Medienkünstlerin – erzählt. Der Roman ist eine Mischung aus Autobiographie, Fiktion und postmoderner Anthropologie. Heimlich zeichnet Sheila die Gespräche mit Margaux auf Band auf und macht die Freundin zum Objekt ihrer philosophischen Neugier. Ebenso experimentell geht sie die Beziehung zu ihrem dominanten Liebhaber an.
Sheila wäre gern eine »Auserwählte«, träumt von Ruhm und Unabhängigkeit. Aber geht beides zusammen? Statt an ihrem feministischen Theaterstück zu arbeiten, begibt sich die Verliebte immer mehr in die Hände des unverschämt charmanten Bestimmers. Irgendwann besinnt sie sich mit viel ironischem Pathos auf ihre jüdischen Vorfahren, die mal aufgebrochen waren, das Joch der Fremdbestimmung abzuschütteln, und tut es ihnen gleich. So sollte eine Person sein.

Sheila Heti: Wie sollten wir sein. Aus dem Englischen von Thomas Überhoff. Rowohlt, Berlin 2014, 336 S., 19,95 Euro