Geben und nehmen lassen I

Kunstgeschäft. Kunst zu verschenken, ist in: »Ah, ein Werk des belgischen Surrealisten René Magritte. Vielen Dank!« Oder: »Fein, wo ich die Landschaftsmalerei William Turners so liebe. Neulich habe ich erst den Film gesehen!« So geht es zu unter dem Christbaum, seit Kunstmärkte vor Weihnachten mit Dumpingpreisen werben. Und der illegale Handel mit Kulturgütern floriert. Für 80 bis 650 Euro verkauften leitende Angestellte des staatlichen Kunstmuseums Taschkent jahrelang Werke von russischen Avantgardisten und ersetzten sie durch Kopien. Sollte ja nicht auffallen. Ist es aber, weshalb den Mitgliedern der Gruppe Haftstrafen drohen. Andernorts werden archäologische Grabungsstätten geplündert. Bei einer Tagung zu illegalem Kunsthandel in Berlin hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) Händler, Sammler und Museen aufgefordert, Kulturgüter genauer auf ihre Herkunft zu untersuchen. Wer zukünftig Antiken nach Deutschland einführt, soll eine Exporterlaubnis des Herkunftslandes vorlegen müssen.   oko
Geben und nehmen lassen II
Zeitschriftenklau. Wem zum frohen Fest wirklich nichts einfällt, der verschenkt ein Abonnement. Die erste Ausgabe wird pünktlich zur Bescherung überreicht. Wieso nur macht dieses Heft einen so abgegriffenen Eindruck? Und warum eigentlich bekomme ich ein altes Klatschblatt geschenkt? Das mag sich so mancher fragen. Möglicherweise haben sich die lieben Verwandten in ihrer Arztpraxis bedient, die sie, wie jeder andere auch, nach dem Zeitschriftensortiment im Wartezimmer ausgesucht haben. Wissenschaftler im neuseeländischen Auckland sind dem grassierenden Problem des Zeitschriftenklaus in Arztpraxen nachgegangen. Im Wartezimmer einer Arztpraxis legten sie Magazine aus, einige halbwegs aktuell, andere drei bis zwölf Monate alt. Knapp die Hälfte aller Titel war nach einem Monat verschwunden, liegen blieben vor allem die Wirtschafts- und Wissenschaftstitel. Im Vereinigten Königreich entstehe so ein jährlicher Verlust im zweistelligen Millionenbereich, klagen die Forscher. Schlimm.   oko
Geben und nehmen lassen III
Wichteln. Zu den schrecklichsten Gepflogenheiten am Jahresende gehören die zwanghaften Versuche, das Schenken ins Lächerliche zu ziehen. Jeglicher Vereinsmeierei fernzubleiben, reicht nicht mehr aus, verlässlich beginnt irgendwo im Freundeskreis das Wichteln. Und wenn es richtig dicke kommt, das Ramschwichteln, im Norden der Republik auch Schrott-Julklapp genannt. Namen werden gezogen, immer hat man ein Päckchen für jemanden zu schnüren, den man nicht ausstehen kann oder der einem wenigstens egal ist. Was folgt, sind Demütigung, Blamage und Ernüchterung. Auch darüber, dass offensichtlich alle anderen es ebenfalls geschafft haben, ihren schlimmsten Mist dem Mitmenschen unterzujubeln. Zu den übelsten Überraschungen gehören praktische Dinge wie Hygieneartikel. Ein Duschgel beispielsweise. Oder zahllose Tuben Zahnpasta. Bei Kassel haben vorvergangene Woche bislang unbekannte Räuber 3 408 Tuben Zahnpasta aus einem Lastwagen gestohlen. Sie werden ihre Beute zu verteilen wissen.   oko
Geben und nehmen lassen IV
Völlerei. Nach dem Frühstück um zehn Uhr kommen um 13 Uhr endlich Rotkohl, Kartoffelklöße und eine Gänsekeule auf den Tisch, die auch dieses Mal wieder halb verschmort ist. Wie schön jetzt eine Portion Pommes aus dem Imbiss wäre. Mit ordentlich Ketchup! Der Imbiss hat zwar am ersten Weihnachtsfeiertag geschlossen. Wer aber wirklich Heißhunger hat, kommt zu seinem Recht. In einem Terminal des Flughafens von Wladiwostok ist ein hungriger Kater in einen Fischladen eingestiegen und hat Haiflossen, Tinten- und Plattfisch im Wert von 850 Euro gesnackt. Ein Appetit, dem Respekt gebührt! Der Nachrichtenagentur Ria Novosti zufolge verlangt der Ladenbesitzer nun eine Wiedergutmachung vom Flughafenbetreiber.   oko