Arschlochjournalismus

Tierschutz. Erst wurde live über Massentierhaltung diskutiert, dann wurde ein Kaninchen im Studio getötet. Man wollte damit nicht etwa die Einschaltquote hochtreiben, sondern auf die »Heuchelei« beim Tierschutz aufmerksam machen. So rechtfertigte Moderator Asger Juhl seine fragwürdige Aktion während einer Livesendung beim dänischen Sender Radio24syv, bei der er ein Zwergkaninchen mit einer Luftpumpe erschlug. »Wir wollten und wollen eine Debatte über den Tierschutz für alle Tiere haben.« Auf Facebook teilte der Sender mit, Kaninchen Allan habe im Gegensatz zu den Tieren, die in den Schlachthöfen sterben, ein angenehmes Leben gehabt. Das allerdings bereits nach neun Monaten endete. Das Tier wurde verzehrt, die Bilder wurden auf Facebook gepostet. Die Tierschützerin Linse Kessler, die die Aktion verhindern wollte, erklärte, die eigentliche Botschaft gehe in dem Spektakel unter. »Die Leute denken, dass Asger ein Arschloch ist, anstatt darüber nachzudenken, was er wirklich versucht hat zu sagen.«   her
Remake ohne Ideen
Poltergeist. Smartphone, Internet, Social Media – Medien sind zu einem Lieblingsmotiv des Horrorkinos geworden, ständig zückt jemand sein Tablet, checkt irgendwelche Nachrichten, die nie etwas Gutes bedeuten. Man kann sich die Frage stellen, was die Präsenz der Medien im Horrorfilm über den gesellschaftlichen Umgang mit ihnen aussagt. Oder aber man sieht sich das Remake eines Genreklassikers aus einer Zeit an, als man noch auf Mattscheiben und nicht Displays starrte: »Poltergeist«. Tobe Hooper führte 1982 Regie, der Film wäre aber vermutlich niemals so berühmt geworden, hätte nicht Postproduzent Steven Spielberg die Medienkritik des Films effektvoll inszeniert. Nun kommt Sam Raimi zum Zug, bekannt als Regisseur von »Spiderman«, und man fragt sich: Wozu ein Remake, wenn zündende Ideen fehlen, wie das Original sich zeitgemäß reinszenieren ließe? Wozu eine Neuaflage, wenn auf Modernisierungen weitestgehend verzichtet wurde? Nicht einmal mehr der Grusel will so richtig funktionieren.   oko
Armut sells
Elend. 2014 labten sich die Zuschauer an »Benefits Street«, einer britischen Dokusoap auf Channel 4, die die Armut der Bewohner einer Straße zur Schau stellte. Weil die Quoten prächtig waren, wird nachgelegt. Von der BBC. Die fünfteilige Reality-Doku »Britain’s Hardest Grafter« soll bald anlaufen: Arbeitslose und Geringverdiener treten in der Show gegeneinander an und konkurrieren um eine Prämie von 20 000 Euro. Kritiker vergleichen das Konzept mit den »Hunger Games« aus »Die Tribute von Panem«, die BBC nennt es ein »Sozialexperiment«. Es gehe um die Auswirkungen von Arbeit und darum, den Beschäftigten des Niedriglohnsektors die Chance zu geben, an ihrem Image zu arbeiten. Mitmachen darf, wem jährlich weniger als 21 000 Euro zur Verfügung stehen. Der Initiator einer Petition, die sich gegen die Sendung richtet, sagte dem Independent: »Arbeitslosigkeit und Armut dürfen nicht das Konzept einer billigen Spielshow sein, in der die Schwächsten der Gesellschaft ausgenutzt werden.«   oko
Übellaunig
Grumpy Cat. Reicher als Lagerfelds Chaupette, berühmter als Sam, die Katze mit den Augenbrauen, schlechter gelaunt als Garfield am Montag: Grumpy Cat – über 31 Millionen Youtube-Views, 7,6 Millionen Fans bei Facebook. Nach zwei Romanen und einem Film wird die Katze nun zur Comic-Heldin. An ihrer Seite: Pokey, ihr fiktionaler Bruder. Der US-amerikanische Comicverlag Dynamite Entertainment plant, im Herbst zunächst drei Hefte zu veröffentlichen, im Sommer soll bereits eine Website mit neuen Grumpy-Cat-Comicstrips gelauncht werden. Grumpy selbst hält natürlich überhaupt nichts davon. »Ich hasse es jetzt schon«, sagt sie auf dem Cover des ersten Hefts. Ob die Reihe auch in Deutschland erscheinen wird, ist derzeit noch unklar.   oko