Islamistische Blumenkinder

Am Samstag folgten in Berlin etwa 700 Unterstützer des iranischen Regimes dessen Aufruf, am internationalen »al-Quds-Tag« für die »Befreiung« Jerusalems von der israelischen »Besetzung« und die Zerschlagung des jüdischen Staates zu demonstrieren. Die Teilnehmerzahl fiel damit deutlich kleiner aus als in den vergangenen Jahren. Größere Zwischenfälle gab es dieses Mal nicht. Beim jährlich stattfindenden Aufmarsch sind bizarre Momente programmiert. So demonstrierte eine Gruppe muslimischer Frauen unter Slogans wie »Blumenwiesen statt Minengräben« und »Blumen öffnen Tür und Herz, Bomben bringen Leid und Schmerz«, während einige Meter weiter Flaggen der libanesischen Terrororganisation Hizbollah getragen wurden. Die antizionistische jüdische Sekte Neturei Karta posierte in der ersten Reihe vor der Deutschland-Flagge. Die Veranstalter achteten darauf, »Verbotsversuchen der Zionisten und ihrer Marionetten« keine Angriffsfläche zu bieten. Parolen, die sich ausdrücklich gegen Juden richteten, waren ebenso unerwünscht wie die Anwesenheit von Neonazis. Die Sprechchöre »Kindermörder Israel«, »Zionisten sind Faschisten« und »Apartheidsstaat Israel« wurden jedoch ebenso begeistert aufgenommen wie der Auftritt des Journalisten Martin Lejeune, der von einem israelischen »Völkermord an den Palästinensern« und »noch einem Holocaust«, an dem sich Deutschland nicht beteiligen dürfe, sprach. Hochgehaltene Schilder drückten auch demonstrative Gegnerschaft zum »Islamischen Staat« (IS) in Syrien und Irak aus. Als Zeichen der Mäßigung, so ein Teilnehmer der Gegenkundgebung, sei dies gerade nicht zu werten. »Das hat mit der Konkurrenz von IS und der Islamischen Republik Iran um den religiösen und regionalen Führungsanspruch zu tun«, sagte er. Zu den Protesten gegen den »al-Quds-Tag an denen sich erstmals auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands beteiligte, fanden sich über 600 Personen ein.