Finnentreu

Auf seine schöne Landesflagge lässt der finnische Außenminister Timo Soini nichts kommen, schließlich ist er ein »wahrer Finne«. Am Donnerstagabend ­voriger Woche hatten rund 40 Personen, der Großteil junge Männer, in der süd­finnischen Stadt Lahti einen Bus angegriffen, der Asylsuchende in ein Erstaufnahmezentrum in einer ehemaligen Kaserne brachte. Die meisten der 49 Businsassen waren Flüchtlinge aus dem Irak, darunter einige Kinder. Die Angreifer schwenkten finnische Fahnen und warfen Feuerwerkskörper und Steine gegen den aufs Kasernengelände fahrenden Bus sowie auf Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die die Asylsuchenden in Empfang nehmen wollten. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Einer der Angreifer hatte sich in die weiße Robe des Ku-Klux-Klans gehüllt – und trug eine finnische Flagge. Das ging Soini zuweit. »Es gibt nichts Schönes an diesem Bild. Der Ku-Klux-Klan ist eine rassistische und misanth­ropische Organisation. Die finnische Flagge damit zu verbinden ist widerlich«, sagte er in einem Radiointerview am Freitagmorgen. Die Gewalt ging aber offenbar auch etwas zu weit, immerhin verurteilte die finnische Regierung ebenfalls am Freitagmorgen in einer gemeinsamen Stellungnahme den Angriff und nannte Gewalt und Einschüchterungsversuche »immer unentschuldbar«.
Soini ist einer der Gründer und derzeitiger Vorsitzender der rechts­populistischen Partei »Die Finnen« (PS, früher »Wahre Finnen«), deren Vertreter immer wieder gegen Migranten, Homosexuelle und andere Minderheiten hetzen. Seit dem Erfolg bei den Parlamentswahlen im April ist die PS an der Regierungskoalition beteiligt; Soini wurde im Mai Außenminister. Noch am Dienstag voriger Woche hatte er im Kontext der europäischen Asyldebatte gesagt, die »gegenwär­tige Flüchtlingskrise« könne der Beziehung zwischen Schweden und Finnland schaden, und wurde dafür von seinem Vorgänger kritisiert. Im Gegensatz zum Nachbarland zögert Finnland nämlich mit Zusagen zur Aufnahme von Flüchtlingen und wehrt sich gegen verbindliche Quoten der EU. Immerhin räumte Soini nach dem Angriff in Lahti ein, dass niemand schuldlos sei und Schuldige selbst in den Reihen seiner Partei zu finden seien – gab aber auch Sozialdemokraten und Grünen schuld. Ansonsten bleibt er den xenophoben Positionen seiner Partei treu, auch wenn er sich ab und zu von allzu vehementen Vertretern dieser Positionen distanzieren muss.