Durch Schlaglöcher

In den sozialen Medien war der Spott groß. Die in Paraguay regierenden Konservativen von der Nationalen Republikanischen Allianz (ANR), den Colorados, hatten die Gemeindewahlen vom 15. November zu einer Abstimmung über die Regierung von Präsident Horacio Cartes aufgebauscht. Er, selbst Mitglied der ANR, war in den vergangenen Monaten heftig kri­tisiert worden. Ohne Skrupel unterstützte der Multimillionär Cartes seine Kandidaten in den 250 Gemeinden, verschiedenen Anschuldigungen zufolge auch mit Stimmenkauf. Umso peinlicher, dass die ANR sich in der größten Gemeinde, der Hauptstadt Asunción, nicht behaupten konnte. Auf Facebook zeigten Fotomontagen den amtierenden Bürgermeister, Arnaldo Samaniego, wie er sich vor Scham in einem der vielen Schlaglöcher versteckt. Groß genug dürften sie ja sein.
Ab dem 21. Dezember wird Asunción zum ersten Mal seit über 20 Jahren einen Bürgermeister haben, der nicht den Colorados angehört. Der beliebte Radio- und Fernsehmoderator Mario Ferreiro wird künftig die Hauptstadt regieren. Angetreten war er für den kleinen, aber traditionsreichen Partido Revolucionario Febrerista (PRF), der der Sozialistischen Internationale angehört. Der Wahlsieg Ferreiros ist der größte Triumph der Febreristas seit einem Putsch im Februar 1936, der der Partei ihren Namen gab.
Das Bürgermeisteramt Asuncións gilt als politisches Sprungbrett. Hier könnte sich Ferreiro, der bereits 2013 als Präsidentschaftskan­didat angetreten war, beweisen. Viele Kommentatoren prognostizieren ihm für die Präsidentschaftswahlen 2018 bereits gute Aussichten. Doch Ferreiro erwarten erst einmal große Probleme. Die Infrastruktur Asuncións ist ruiniert, die Hauptstraßen sind in einem furchtbaren Zustand und können das enorm gewachsene Verkehrsaufkommen nicht bewältigen. Im Zentrum der Stadt stehen Hunderte Häuser leer, gleichzeitig sind nach einer Flut des Río Paraguay über 4 000 Familien obdachlos und campieren in Parks und auf öffentlichen Plätzen. Samaniego hatte vollmundig angekündigt, diese Probleme zu lösen, getan hat sich nichts. Nun wurde er trotz der ­finanzkräftigen Hilfe des Präsidenten abgewählt. Ferreiro hat viele Vorschusslorbeeren erhalten. Doch wenn der 56jährige in Asunción versagt, kann er sich wohl eher in einem Schlagloch verkriechen als 2018 Präsident werden.