Hüter des Ladens

Er könnte das bedingungslose Grundeinkommen in Benin einführen. Oder alle der vielen Arbeitlosen einstellen. Dann wäre bereits eines der dringenden Probleme Benins gelöst: Es gilt als eines der ärmsten Länder der Welt – mehr als ein Drittel der Bevölkerung soll von knapp einem US-Dollar pro Tag leben – und die Jugendarbeitslosigkeit ist enorm hoch. Das müsste für den frisch gewählten Präsidenten Patrice Talon doch zu schaffen sein. Schließlich wird das Vermögen des Unternehmers dem Magazin Forbes zufolge auf 400 Millionen US-Dollar geschätzt und Benin hat gerade einmal um die elf Millionen Einwohner – das reicht immerhin für 36 unbeschwerte Armutstage für alle. Mehr als drei Millionen Wahlberechtigte haben am Sonntag in der Stichwahl um die Präsidentschaft für Talon gestimmt. »Ich fühle mich wie ein Soldat, der für die Front packt. Dies ist kein Tag des Ruhms – Glückwünsche müssen warten«, gab der 57jährige sich Reuters gegenüber bescheiden und dienstwillig. Ob der unabhängige Kandidat das Land wie sein Firmenimperium führen wird? Oder ist das Land bereits sein Unternehmen? Hauptwirtschaftszweig Benins ist der Baumwollexport, der wichtigste Hafen liegt in der Küstenstadt Cotonou, die Regierungssitz und wirtschaftliches Zentrum zugleich ist. Den Hafen betreibt: Talon. In der Baumwollbranche des Landes, in der er sein Vermögen erwirtschaftete, ist er so gut wie konkurrenzlos. Eine schlechte Wahl muss er dennoch nicht gewesen sein, mit Wirtschaftswachstum kennt er sich immerhin aus.
Politisch trat er bislang vor allem durch seine Unterstützung des scheidenden Präsidenten Boni Yayi in Erscheinung, dessen Wahlkampf er 2006 und 2011 finanzierte. Als Yayi jedoch eine Verfassungsänderung anstrebte, um sich eine dritte Amtszeit zu ermöglichen überwarf sich Talon mit ihm. Der Präsident hatte den Unternehmer gebeten, dem Abstimmungsverhalten der Abgeordneten mit hohen Schmiergeldzahlungen nachzuhelfen. Dies lehnte Talon ab, woraufhin er im Oktober 2012 eines Mordkomplotts gegen Yayi beschuldigt wurde und nach Frankreich ins Exil ging. 2014 wurde Talon begnadigt und kam 2015 rechtzeitig nach Benin zurück, um seine Präsidentschaftskandidatur anzukündigen. Er setzte sich schließlich gegen 32 Konkurrenten durch. Im ersten Wahlgang lag er noch mit 24,8 Prozent der Stimmen auf dem zweiten Platz knapp hinter Yayis Wunschkandidaten, dem erst 2015 eingesetzten Premierminister Lionel Zinsou. Bleibt zu hoffen, dass der Laden Benin unter Talon läuft und auch für die Bevölkerung Gewinne abwirft.