Die Jihadisten, die seit 2014 Attentate in Frankreich und Belgien verübten, waren Rekruten des »Islamischen Staates«

Die syrische Connection

Die meisten Jihadisten, die seit 2014 Anschläge in Frankreich und Belgien verübten, waren keine Einzeltäter, sondern Rekruten des »Islamischen Staats«.

Langsam, aber sicher werden die Verbindungen klar. Fast alle Jihadisten, die in den vergangenen zwei Jahren in Frankreich und Belgien Attentate verübten oder planten, hatte der »Islamische Staat« (IS) nach Europa geschickt. Es handelt sich keineswegs um lonely wolfs.
Einer der ersten, der der französischen Polizei ins Netz ging und bei dem sich eine Verbindung zum IS nachweisen ließ, war Ibrahim Boudina. Er war aus Syrien über Griechenland nach Frankreich gereist, die griechische Polizei hatte ihn nahe der Grenze zur Türkei in einem Taxi angehalten und in seinem Gepäck 1 500 Euro und eine französischsprachige Anleitung zum Bombenbau »im Namen Allahs« gefunden. Die französische Polizei bekam das mit und überwachte in der Folge den Telefonverkehr seiner Familie und Bekannten, weil sie auf eine Zelle von 22 Leuten in Cannes aufmerksam geworden war, zu der auch Boudina gehörte. Nachdem seine Mutter einen Anruf aus Syrien bekommen hatte, wonach ihr Sohn »auf eine Mission gesandt« worden sei, verhaftete die Polizei Boudina im Februar 2014. Bei der Durchsuchung des Hauses, in dem seine Familie wohnte, fand sie drei Red-Bull-Dosen, gefüllt mit dem Sprengstoff TATP, dem Markenzeichen von IS-Anschlägen in Europa.
Mindestens 21 Jihadisten inklusive Boudina hatte eine Einheit innerhalb des IS zunächst in Syrien trainiert und 2014 und in den ersten Monaten von 2015 nach Europa gesandt, um dort Anschläge zu begehen. Darunter befanden sich die Pariser Attentäter vom November 2015, die 130 Menschen in Restaurants, am Stadion und im Bataclan ermordeten. Der Chef der für Operationen im Ausland zuständigen IS-Einheit ist angeblich Abu Muhammed al-Adnani, der Sprecher des IS. Der New York Times zufolge gehört es zu den Aufgaben dieser Einheit, Rekruten auszuwählen, das Training für sie zu organisieren, ihnen Bargeld auszuhändigen und sie, sobald sie an Ort und Stelle sind, mit Waffen zu versorgen.
Zu den nach Europa entsandten Jihadisten gehörte Mehdi Nemmouche, der am 24. Mai 2014 im Jüdischen Museum in Belgien vier Menschen erschoss. Dazu gehörte auch Sid Ahmed Ghlam, der im April 2015 eine Fitnesslehrerin ermordete und danach eine Attacke auf eine Kirche im Pariser Vorort Villejuif verüben wollte, sich aber zuvor selbst in den Fuß schoss. Dazu gehörte ebenfalls Ayoub al-Khazzani, der im August vergangenen Jahres mit einer Kalaschnikow im Hochgeschwindigkeitszug Thalys das Feuer eröffnete, bevor er von Passagieren überwältigt wurde. Ein weiterer aus dieser Gruppe, Reda Hame, wurde im Sommer 2015 im Appartement seiner Mutter in Paris von der französischen Polizei verhaftet, die dort einen USB-Stick mit einer Verschlüsselungssoftware fand, der sich zum IS zurückverfolgen ließ.
Sie alle hatten einen Ansprechpartner, der bei den Massakern in Paris am 13. November eine wichtige Rolle als Organisator spielte und einige Tage später bei einer Razzia von der Polizei erschossen wurde: Abdelhamid Abaaoud. Er hatte sich offenbar 2013 dem IS angeschlossen haben und war in dessen Rängen aufgestiegen. Seine Leute steckten nach Angaben belgischer und französischer Behörden auch hinter den Massakern in Brüssel im vorigen Monat.