Kein Sommernachtstraum

The Lobster. Die Filmidee scheint so bezaubernd und verlockend, dass Scharen sich an der Kinokasse einfanden. Trotz EM-Traras und sommerlicher Temperaturen beziehungsweise gerade deswegen, denn irgendwie sommerlich leicht klingt auch der Plot von »The Lobster«: David wird von seiner Frau verlassen und daraufhin in ein Hotel voller Alleinstehender verbracht, um sich erneut zu verlieben. 45 Tage haben die Singles Zeit, um einen Partner zu finden. Schaffen sie es nicht, werden sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt. In ein süßes Kaninchen, einen Pfau oder ein Kamel vielleicht – auf das man schon bald im Wald treffen kann, wo auch einige Menschen leben, die sich für das Single-Dasein und somit ein Leben als Aussätzige entschieden haben. Weil im Hotel nichts ging, findet sich David schon bald unter diesen Abtrünnigen wieder, verliebt sich, keiner darf es erfahren, alles wird immer schräger, eine Katastrophe bahnt sich an. Doch gar nicht so feel good und zum Händchenhalten, dafür aber unter allerlei Bedeutungsballast und Anspielungen einknickend, die Stoff für endlose Seminardiskussionen bieten mögen, ansonsten aber ins Leere laufen. Trotz allem hervorragend: Colin Farell, Rachel Weisz und Léa Hélène Seydoux. oko
Tschüss, Schimmi ... Scheiße!
Nachruf. Mit der Rolle des Duisburger Superbullen wurde Götz George zur Fernsehlegende. Sein Schimanski war ein Ermittler, der sich mit der Obrigkeit anlegte und extrem schlechte Manieren hatte. Er war nicht nur unverheirateter Single, sondern noch dazu der erste Polizeibeamte, dem ein Sexualleben zugestanden wurde. Dabei waren seine Freundinnen keine dekora­tiven Bond-Gespielinnen, sondern eigenständige Figuren. Mühelos versöhnte Schimmi die Anarchie mit dem Polizeiapparat, die Popkultur mit dem Unterhemdenproletariat, das Machotum mit der Emanzipation. Der unkonventionelle Ermittler gefiel nicht allen. Als er 1981 seinen ersten Auftritt im Tatort hatte, war die Figur sofort hochumstritten. Die in Duisburg-Ruhrort gedrehte hochironische Eröffnungsszene, die längst in die Fernsehgeschichte eingegangen ist, versammelte sämtliche Ruhrpott-Klischees wie etwa heruntergekommene Industriearchitektur, randalierende Rentner in Feinripp und Gossensprache (»Scheiße!«). Bis heute hält sich in Duisburg hartnäckig das Gerücht, der Schimanski-Effekt sei mit schuld am schlechten Image und dem Niedergang der Stadt. In 29 Folgen ermittelte der cholerische Beamte. Der Ruhrgebiets-Tatort griff gesellschaftliche Missstände auf und setzte sich für die Underdogs, die Prostituierten, die Junkies, die Ausländer ein. Vor drei Jahren kehrte Götz George für eine Jubiläums-Folge mit dem Titel »Loverboys« als Schimanski auf den Bildschirm zurück. Es ging um die Zwangsprostitution junger Mädchen. Schimanski fluchte und provozierte wie früher und es wirkte, als könne das ewig so weitergehen. Jetzt ist Götz George überraschend im Alter von 77 Jahren gestorben. her