Raucherecke

Klingklang der Religionen

Der Saal der Werkstatt der Kulturen füllt sich nur langsam an diesem sommer­lichen Vormittag. Angehörige diverser Glaubensrichtungen versammeln sich in dem Veranstaltungszentrum in Berlin-Neukölln zum »interreligiösen Dialog«. Gesprochen wird nicht viel, statt­dessen soll über das Medium der Musik eine gemeinsame Sprache gefunden werden. Anja Fahlenkamp ist die Gründerin des »Berliner Festival der Religionen«, dessen erste Ausgabe am Sonntag stattfand. Es gehe darum, erklärt sie, »die sogenannten Anderen über Musik als Menschen zu erfahren«. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, meint, Berlin könne ­anderen Städten zeigen, wie man »Mauern in den Köpfen« einreißt. Das Musikprogramm beginnt, die inzwischen gut 60 Menschen im Raum werden zum Mitsingen animiert. Zunächst wirken sie etwas überrumpelt, doch dann steigern sie sich zu einem vierstimmigen Kanon. Sie singen »Shalom Habibi« – eine Kombination aus hebräischer Grußformel und dem arabischen »Freund«. Eine stark geschminkte und mit Plastikblumen behängte Frau führt einen hawaiianischen Tanz auf. Bis zum Abend bieten Gläubige aus über ­einem Dutzend weiterer Religionen Musik und Tanz dar. Auf dem »Markt der Vielfalt« stellen sich Berliner Religionsgemeinschaften vor. Ein Anhänger des Hare-Krishna erklärt, wir lebten im »eisernen Zeitalter von Streit und Heuchelei«. Vom Stand der »Neuheiden« weht eine Schwade Räucherstäbchennebel herüber. »Hexen« und »Animisten« preisen ihre Religionen an. Ein Gläubiger schwärmt von seiner Heiligen, die in Indien ganze Sportstadien fülle, um 60 000 Menschen am Tag zu umarmen. Am Stand »liberaler Muslime« wird auf gendersensibel formulierten Flyern »dogmenfreie Koranexegese« versprochen. Kritik an Religionen ist nicht vorgesehen. Immerhin: Das internationale Buffet hält auch für Ungläubige etwas bereit.