Böse Absicht

Dass daran etwas problematisch ist, sieht er ja ein. »Das ist kein lustiger Job. Für uns ist es wirklich ein trauriger Job, denn es geht um Menschenleben«, sagte der stellvertetende Generalstaatsanwalt Indonesiens, Noor Rachmad, am Freitag vergangener Woche der Presse. Einige Stunden zuvor, kurz nach Mitternacht, waren vier Menschen auf der Gefängnisinsel Nusa Kambangan von einem Erschießungskommando hingerichtet worden, darunter ein Indonesier, ein Senegalese und zwei Nigerianer. Indonesische Gerichte hatten sie alle wegen Drogenhandels zum Tode verurteilt, manche bereits vor 13 Jahren. Auch wenn es Rachmad bedauert, dass sein Job nicht unbedingt immer Spaß macht, empfindet er die Todesstrafe aber offenbar als gerechtfertigt. »Wir haben sorgfältige und umfassende Erwägungen angestellt, warum die vier Häftlinge hingerichtet werden sollen«, beschwichtigte er. Alle vier Verurteilten seien »wichtige Drogendealer« gewesen. Begleitet worden war die Ankündigung, dass mehrere Personen hingerichtet werden sollen, von Kritik und Protesten aus dem In- wie Ausland. Bemängelt wurden neben der zweifelhaften Rechtmäßigkeit des Urteils unter anderem Verfahrensfehler sowie die Anwendung von Folter zur Erpressung von Geständnissen. Zehn weitere für Freitag vergangener Woche geplante Hinrichtungen wurden jedoch verschoben. Nachdem in Indonesien einige Jahre lang die Vollstreckung von Todesurteilen ausgesetzt worden war, wurden im vergangenen Jahr unter dem neuen Präsidenten Joko Widodo 14 Personen hingerichtet. Nach internationaler Kritik an der in­donesischen Regierung versprach diese, vorläufig keine weiteren Hinrichtungen zu vollstrecken. Stattdessen versuchte sie nun, die Vollstreckung der Todesurteile möglichst kurzfristig anzukündigen. Wie der Präsident hofft auch Rachmad auf Abschreckung durch die Todesstrafe. »Das wurde nicht getan, um Leben zu nehmen, sondern um bösen Absichten und der bösen Tat des Drogenhandels Einhalt zu gebieten«, sagte er. Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies in der Praxis keineswegs der Fall ist. Böser als Dealen bleibt auf jeden Fall Töten.