Homestory

»Die Terrorangst hat die Welt touristisch verengt. Viele Sachsen sind verunsichert und warten mit ihrer Urlaubsplanung ab«, schrieb die Freie Presse vergangene Woche. Worauf genau sie warten, darüber klärte die in Chemnitz ansässige Zeitung nicht auf. Wohl aber, ­worauf sie sich verlassen: Einer Umfrage der IHK zufolge sei Deutschland das beliebteste Urlaubsziel der Südwestsachsen. Wieso? Weil sie so klug sind! Klug genug, nicht in die Ferne zu schweifen, wo satte Sonneneinstrahlung, Badewetter und lasche Sitten dazu führen, dass der Urlauber bis zu 20 IQ-Punkte einbüßt. Was übrigens nichts mit Ballermann und Saufisaufi zu tun hat. Sondern mit der Funk­stille, die während des Nichtstuns im Schädel herrscht: »Wer im Urlaub viel faulenzt, muss mit schleichendem Intelligenzverfall rechnen«, stellte der Medizinpsychologe Siegfried Lehr bereits 2004 fest, nachdem er ausführliche Vorher-nachher-Tests mit Urlaubern jeden Alters vorgenommen hatte. Berücksichtigt haben seine ­Warnung die wenigsten. Klüger ist die Welt offensichtlich nicht geworden.
Am Urlaubsschwund besteht kein Zweifel. Viele Deutsche müssen gerade im Urlaub wieder auf überkommene Hilfsmittel zurück­greifen. So schmerzhaft es ist: Um sich die Preise für Duschgel, Blasenpflaster oder eine ordentliche Portion Ćevapčići überhaupt ­ansatzweise vorstellen zu können, rechnet etwa jeder Siebte deutsche Urlauber in D-Mark um. Zu diesem Ergebnis kam jüngst eine repräsentative Umfrage von Media Control. Je länger die Reise dauert, desto unzuverlässiger wird die Rechenoperation gemäß der urlaubsbedingten Intelligenzminderung. Es soll schon Leute gegeben ­haben, die arm wie Kirchenmäuse aus den Ferien wiederkehrten – zugleich aber kugelrund geworden waren. So schnell die über­flüssigen Pfunde anschließend abtrainiert sind, der vom Faulsein verursachte Rückbau körperlicher Fitness lässt sich in Zahlen ­allein gar nicht fassen.
Vor kurzem haben die Unternehmen Payback und American Express die Deutschen gefragt, mit welchem Prominenten sie gern verreisen würden. Die Mehrheit der Frauen entschied sich für Günther Jauch, dicht gefolgt von Elyas M’Barek (»Fack ju Göhte«). Fast ­jeder fünfte Mann möchte mit Helene Fischer verreisen, Platz zwei erreichte Jennifer Lawrence – die ja wohl total witzig und eine tolle Schauspielerin und überhaupt in nichts zu vergleichen ist mit der Schlagersängerin Fischer! Aber das sollte vielleicht an anderer ­Stelle verhandelt werden. Ebenso wie das kuriose Ergebnis einer Umfrage von Yougov, die untersucht hat, mit welchem Politiker die Deutschen am liebsten in den Urlaub fahren würden: Gregor Gysi.
Aber nicht mit den klugen Südwestsachsen! Die bleiben schön, fit, schlau und ohne die Begleitung Gysis in heimischen Gefilden. Und sind damit den Mitarbeitern der Jungle World, die für diese Ausgabe verantwortlich zeichnen, gar nicht so unähnlich.