Eric Copelands jüngstes Soloalbum

Schwarzes Kaugummi

Eric Copeland liefert die beknacktesten Hits des Sommers.

Zur Kreativitätsexplosion experimenteller Musik in den frühen Jahren des Jahrtausends gehörte nicht nur, auf schrottigen Geräten derartigen Krach zu fabrizieren, dass alles, was mal Punk genannt worden war, dagegen zahm erschien. Neben solchen Noise-Attacken wie etwa von Wolf Eyes gab es genauso ein verspielt-albernes Moment, fröhlich singend zum Beispiel von Animal Collective repräsentiert. In eine ähnliche Richtung entwickelten sich auch Black Dice, als die Band nach dem vergeistigten »Beaches and Canyons« (2002) afrikanische Rhythmen entdeckte und mit ihrem Sound zu verschmelzen begann – bis daraus eine wirklich seltsame Musik irgendwo zwischen Soundexperiment, Sampling-Wahnsinn, Elektrofunk und Gaga-Pop entstand. In ihren besten Zeiten waren Black Dice eines der eher seltenen Beispiele dafür, dass Musik mit Humor nicht dämlich sein muss. Es darf jedenfalls angenommen werden, dass es nicht möglich ist, den aus völlig zerschossenen Stimmfetzen und anderen merkwürdigen Geräuschen gebauten Groove von »Manoman« über die volle Distanz von fast sieben Minuten zu hören, ohne einmal lachen zu müssen.
Während von Black Dice in den vergangenen Jahren nichts zu hören war, hat Bandmitglied Eric Copeland eine Reihe von Soloalben und EPs mit recht düsterem Rumpel-Dub-Techno veröffentlicht, die als wohltuendes Gegenstück zum amtlichen Macho-Sound dastehen, der sich unter der Rubrik »experimenteller Techno« derzeit allzu oft findet. Unter dem schönen Titel »Black Bubblegum« ist nun ein weiteres Album von Copeland erschienen. Wollte man die Platte einsortieren, müsste wohl »Experimenteller homerecording Weirdo-Reggae« auf der Schublade stehen. Mit unfetten Beats, billigen Keyboards und transistor-verzerrter E-Gitarre hat Copeland seine Version von Sommerpop aufgenommen und schön quäkig darübergesungen. Und weil es so schön ist, verzichtet Copeland meistens auf die Strophe und spielt einfach gleich drei Minuten lang den Refrain. Neben Partyknallern wie »Rip It« oder »Kids in a Coma« zeigen Titel wie »Cannibal World«, dass hier nicht alles eitel Sonnenschein ist. Dazu passt auch die bunte Liste von Dingen, die den Künstler eigener Aussage zufolge beeinflusst haben, unter anderem: »Glitzerträume, Geldsorgen, Paranoia vor der Apokalypse, One Hit Wonders, körperliche Probleme (Nierensteine), LGBT-Disco-Partys, Jonathan Richman, Neil Diamond, New Orleans, Armut, wieder einmal aus einem Brooklyner Viertel vertrieben werden (…) Keine Beach Boys, keine Beatles, kein Buddha«. Insofern trifft der Titel des Albums die Musik nicht schlecht. Nach Hubba-Bubba klingt die Musik nur mit Einschränkung; es ist eher ein gebrochenes Vergnügen oder eine angenehme, süßlich-klebrige Qual. (Obwohl: Nichts anderes war Hubba-Bubba auch immer, oder?)
Ein wenig ist Copelands jüngstes Soloalbum ein Schritt zurück in die helleren Gefilde der Weirdness von Black Dice – und doch etwas Neues. Das ließe sich schön klischeehaft erklären: Der Umzug von New York nach Mallorca mag Copeland dazu animiert haben, hier seine ganz eigene Version von Sunshine Reggae aufzunehmen. Herausgekommen ist jedenfalls die Platte mit den beknacktesten Sommerhits – manchmal durchaus nervig, aber insgesamt ein großes Vergnügen.
Eric Copeland: Black Bubblegum (DFA/Pias)