Die angebliche Pflicht, ein Kopftuch zu tragen, ist islamistische Ideologie

Islamistische Ideologie

Das »Kopftuchverbot« in Berlin droht zu kippen. Ein Gericht sprach vergangene Woche einer muslimischen Lehramtskandidatin eine Entschädigung in Höhe von zwei Monatsgehältern zu, weil die Schulbehörde ihre Anstellung wegen ihres Kopftuchs abgelehnt hatte.
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Das sogenannte Kopftuchverbot steht in Frage. Nicht so sehr wegen der aktuellen Gerichtsentscheidung, sondern weil mit Linkspartei und Grünen zwei der drei im Land Berlin regierenden Parteien es für nicht mehr zeitgemäß halten. Doch das ist es weiterhin. Jedenfalls, solange das Problem nicht inhaltlich angegangen wird. Das Neutralitätsgebot verbietet es Polizei- und Justizbeamtinnen und -beamten sowie Lehrern und Lehrerinnen, religiöse oder weltanschauliche Symbole sichtbar zu tragen. Ginge es allein um religiöse Symbole, wäre dies eine Diskriminierung von Musliminnen. Denn Kreuze trägt man nun mal nicht offen um den Bauch baumelnd.
Aber es geht bei dem Gebot eben auch um weltanschauliche Symbole. Lehrer dürfen im Unterricht auch kein Marx-T-Shirt tragen. Und das Kopftuch ist ein weltanschauliches Symbol. Als traditionelles Kleidungsstück war es in den siebziger Jahren aus den Städten in islamisch geprägten Ländern praktisch verschwunden. Heute trägt dort fast jede Frau Kopftuch. Diese Entwicklung geht auf das Konto der Islamisten. Sie haben die kopftuchlosen Frauen attackiert und eine Verbindung des Kopftuches zur Religion behauptet, die damals kaum empfunden wurde. Sie haben das Kopftuch zu ihrem Erkennungsmerkmal erkoren und durch seine ­Verbreitung in den achtziger Jahren ihre kulturelle Hegemonie erkämpft.
Gleichwohl ist vielen Frauen nicht bewusst, wessen Symbol sie sich umbinden. Sie glauben, sie trügen es allein aus religiösen Gründen. Das ist die Perfidie des politischen Islam: Er rechtfertigt seine Weltanschauung mit der Religion. Davon sollte man sich nicht verwirren lassen. Zugleich muss man anerkennen, dass das Kopftuch sich verselbstständigt hat. Für die Islamisten ist es ihr Symbol, aber für die Trägerin ist es womöglich etwas anderes. Eine Lehrerin sollte allerdings den Zusammenhang von Islamismus und Kopftuch kennen – so viel darf man von studierten Menschen erwarten. Auch muss man sich fragen, ob eine Religion etwas anderes ist als eine Weltanschauung, wenn man sie unbedingt zur Schau stellen will. Die Lehrerin, die ihr Kopftuch auch für die Zeit des Unterrichts nicht ablegen will, sagt ihren Schülerinnen damit, dass ihre Religion das von Frauen verlange – und das ist islamistische Ideologie. Hier liegt ein Paradoxon: Sowohl Kopftuchverbot als auch Nichtverbot spielen dieser Ideologie in die Hände. Denn Teil der islamistischen Ideologie ist die Stigmatisierung von Frauen. Durch das Kopftuch wird die Frau als andersartig und sexuell gefährlich gekennzeichnet. Verbietet man nun Kopftuchträgerinnen bestimmte Berufe, wiederholt man diese Ausgrenzung. Gerade aus feministischer Sicht erscheint es als unfair, ausgerechnet die Frauen wegen eines inzwischen uneindeutigen Symbols zu bestrafen.
Eine weitaus bessere Lösung wäre die Auseinandersetzung mit dem Islamismus in der Schule. Wenn der Islam zu Deutschland ­gehören soll, dann muss in Schulen auch über die faschistischen Elemente des Islamismus und über die Instrumentalisierung des Kopftuchs für diese Ideologie informiert werden. Derart informierten Schülerinnen könnte dann ruhig eine kopftuchtragende Lehrerin entgegentreten. Solange allerdings in der öffentlichen Debatte nicht einmal erkannt wird, dass es bei dem Kopftuch nicht um Religion, sondern um Ideologie geht, sind wir nicht soweit. Insofern ist das Verbot zeitgemäß. Es passt in diese naive Zeit.