In der Sahelzone verstärken die Jihadisten ihre Aktivitäten geschichte

Terror im Restaurant

Für das Attentat in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, waren wahrscheinlich Jihadisten verantwortlich. In der Sahelzone verfügen sie über Rückzugsräume.

Der Anschlag galt einem internationalen Publikum. Bürger aus mindestens acht Ländern waren unter den 18 Menschen, die in der Nacht zum Montag bei einer terroristischen Attacke in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, ihr Leben verloren. Auch zwei Attentäter wurden getötet. 16 der Opfer konnten bis Dienstagvormittag identifiziert werden. Ein Franzose und ein Türke seien unter ihnen, wie verschiedene Medien des Landes meldeten. Etwa 20 Verletzte werden in der Universitätsklinik Yaldago Ouédraogo behandelt, unter ihnen befinden sich fünf Soldaten der »Verteidigungs- und Sicherheitskräfte« (FDS) des Landes.

Ziel des Attentats war das Restaurant »Aziz Istanbul«, das an der meistbefahrenen Straße Ouagadougous liegt, der Avenue Kwame Nkrumah. Es wird von westlichen Ausländern, die in Burkina Faso leben, ebenso wie von Einheimischen geschätzt. Zum Tathergang gibt es derzeit zwei Varianten: Die zuständige Staatsanwältin Maïza Sérémé sprach auf ihrer Pressekonferenz am Montag von zwei Attentätern, die auf einem Motorrad angekommen seien und sofort das Feuer eröffnet hätten. Hingegen ist in verschiedenen anderen Quellen von einem Auto mit drei Insassen die Rede, die alle ausgestiegen seien und Schusswaffen ausgepackt hätten; die Website Lefaso.net zitiert den Augenzeugen Abdoulaye Cissé, der von einem grauen Jeep spricht. Die unterschiedlichen Versionen könnten sich daraus erklären, dass das Motorrad mit den Attentätern auf ein Auto auffuhr, bevor die Männer abstiegen, wie es während der Pressekonferenz am Montag hieß. Oder aber die beiden getöteten Attentäter waren nicht die einzigen Angreifer.

Die beiden Männer, die als sehr junge Erwachsene beschrieben werden, waren am Dienstag noch nicht identifiziert. Ihr Vorgehen ist jenem bei dem Attentat vom 15. Januar 2016 in Ouagadougou sehr ähnlich. Damals waren drei Orte in nur 200 Metern Entfernung vom »Aziz Istanbul« attackiert worden – das Restaurant »Capuccino«, das Hotel »Splendid« und die Gaststätte »Taxi Brousse«. 30 Menschen starben, »al-Qaida im Land des islamischen Maghreb« (AQMI) bekannte sich zu der Tat.

In beiden Fällen eröffneten die Attentäter unmittelbar nach ihrer Ankunft das Feuer auf die Gäste, zunächst auf der Terrasse und später im Inneren der Etablissements. Am Sonntag wurden dabei Kalaschnikows benutzt. Die Angreifer verschanzten sich dann im Inneren des Gebäudes. Die schnell eintreffenden Polizeikräfte, denen dieses Mal keine Pannen angelastet werden wie noch bei dem Attentat vor anderthalb Jahren, glaubten zunächst an eine Geiselnahme. Dies erwies sich im Laufe der Nacht als unzutreffend, 40 Restaurantbesucher hatten durch den Hinterausgang fliehen können. Daraufhin wurde die Etage gestürmt, in der sich die mutmaßlichen Jihadisten befanden. Nach drei Stunden endeten die Feuergefechte gegen fünf Uhr früh mit dem Tod der Terroristen.

AQMI verfügt vor allem in den Wüstengebieten im Norden des Nachbarlands Mali über Rückzugsräume außerhalb der städtischen Zentren wie Gao, wo neben der UN-Truppe für Mali (Minusma) die französische Armee und seit vergangenem Jahr auch die deutsche Bundeswehr stationiert sind. Dem Nordosten Malis, dem Hinterland Gaos und der als La Gourma bezeichneten Region liegt Burkina Faso näher als die malische Hauptstadt Bamako. Besonders die nördlichen Regionen Burkina Fasos – Soum, Ouadalan und Séno sowie der äußerste Nordwesten – gelten deswegen als unsicher.

In Mali kam es Anfang der Woche zu bewaffneten Angriffen auf zwei Einrichtungen der Minusma. In Douentza im Zentrum des Landes kamen am Montag ein Blauhelmsoldat aus Togo sowie ein malischer Militärangehöriger ums Leben. Bei einem Angriff auf das Hauptquartier der UN-Truppe in Timbuktu im Nordwesten Malis starben fünf malische Wachen, ein Zivilangestellter der Minusma und ein Gendarm.

Offenbar wird international mit verstärkten jihadistischen Aktivitäten gerechnet. Am Dienstag begann im UN-Sicherheitsrat eine Debatte über die Sicherheit in der Sahelzone, bei der die Aufstellung einer internationalen Truppe gegen die jihadistischen Gruppen erwogen wurde. Erst vor zwei Monaten hatte der Sicherheitsrat auf Antrag Frankreichs der Bildung einer regionalen Streitmacht der zur G5 zusammengeschlossenen Sahelstaaten zugestimmt.