Im Spieleklassiker »Farmville« liegt der Ursprung von Fake News

Farmdaddel statt Fake News

Was in allen bisherigen Diskussionen, Erklärungsversuchen und Wichtigwichtighierhalloich-Statements zum Thema Fake News bislang untergegangen ist, ist Farmville. Genau, die Bauernhofsimulation, die damals, als es so langsam losging mit den sozialen Medien, mindestens von dem Teil der ­Timeline gespielt wurde, der noch kein Smartphone und damit keine Möglichkeit hatte, sich und den anderen die Zeit mit dem Posten von Frühstücksfotos zu vertreiben.

Rückblickend war alles gar nicht so schlimm: Gut, alle fünf Minuten wurde man von irgendwem genervt, der dringend drei Schrauben oder vier Hühnereier brauchte, weil sonst das schicke neue Gebäude bei Farmville nicht fertig würde, und ganz manchmal gab es kleine Skandale, wenn ein ausgewiesener Linker nicht so genau hingeguckt und eine Geschichte des Kopp-Verlags gepostet hatte, aber ansonsten verlief das virtuelle Leben relativ gemächlich – bis das Farmdaddel leergespielt war beziehungsweise es sich allgemein durchgesetzt hatte, dass anderen auf die Nerven zu gehen nicht unbedingt ein langfristiges Erfolgsmodell ist.

Ziemlich genau zu dieser Zeit begann damals die Verbreitung von Fake News. Was womöglich kein Zufall war, denn irgendwas mussten die Leute, jedenfalls die, die nicht dauernd in schicken Cafés herumhingen und das große Kontinentalfrühstück mit extra Rührei und einem kleinen Sekt fotografierten, ja schließlich tun, um ihren Freunden Unterhaltung zu bieten. Und dann wird also irgendwer die Seite Soundso mit den total aufregenden Nachrichten, die überall unterdrückt wurden, entdeckt und ganz viele Likes für verlinkte Artikel bekommen haben, oder auch viel Widerspruch, aber das war ja egal: Hauptsache Beachtung, dann machten das alle nach und schon war es passiert.