Sebastián Piñera wird zum zweiten Mal Präsident Chiles

Bewährtes Muster

Porträt Von

Er hat sich an das Muster gehalten. Bereits von 2010 bis 2014 war der Konservative Sebastián Piñera Präsident Chiles. Damals war er auf die Sozialistin Michelle Bachelet gefolgt. 2014 löste sie ihn ab, noch ist sie amtierende Präsidentin. Am 11. März 2018 wird Piñera wiederum Bachelet ablösen, die laut Verfassung nicht direkt erneut kandidieren durfte. Vielleicht wird das dann einfach so weitergehen, vielleicht liebt man in Chile, dem Land mit Wüsten und Gletschern, ja die Abwechslung. Die Mehrheit der Chilenen beteiligte sich dennoch nicht an der Stichwahl um die Präsidentschaft am vergangenen Sonntag zwischen Piñera und Alejandro Guillier, dem Kandidaten des regierenden Mitte-links-Bündnisses Nueva Mayoría. Die Wahlbeteiligung lag unter 50 Prozent. Piñera erhielt 54,6 Prozent der Stimmen, Guillier mit 45,4 Prozent weniger als erwartet. Es war ein knapperer Ausgang vorausgesagt worden.

Besonders gut dürfte Piñera den meisten Chileninnen und Chilenen aus seiner ersten Amtszeit nicht Erinnerung geblieben sein, zeitweise hatte er als Präsident die schlechtesten Umfragewerte eines Regierungsoberhaupts seit dem Diktator Augusto Pinochet. Zwar war das Wirtschaftswachstum unter seiner Regierung höher als das unter Bachelet, doch Chile bleibt eines der Länder mit der größten Einkommensungleichheit. Der Milliardär Piñera baute sein Vermögen unter anderem mit einem Kreditkartenunternehmen auf. Nun kann man in Chile schön alles auf Pump kaufen, muss es aber dank der umfangreichen Privatisierungen in vielen Bereichen auch. Piñeras erste Amtszeit war die Hochzeit der Proteste sozialer Bewegungen. Aber auch unter Bachelet gab es Proteste, etwa gegen das privatisierte Renten- und Bildungssystem. Einfacher als die Frage, was Piñera richtig gemacht hat, ist wohl die Frage, was das Mitte-links-Bündnis falsch gemacht hat. Seit dem Ende der Diktatur haben es die Mitte-links-Regierungen nicht geschafft, das konservative und wirtschaftsliberale Erbe vollständig zu beseitigen. Immerhin wurde dieses Jahr das strikte Abtreibungsverbot etwas gelockert. Piñera hingegen ist ein vehementer Abtreibungsgegner. Abwechslung tut nicht immer gut.