Über »Heimat« und migrantische Tiere

Zuerst da!

Bitte nicht füttern Von

BnF2018 jährt sich der Tod des legendären Piratenkapitäns Blackbeard zum 300. Mal. Darüber wird noch zu sprechen sein. Aber nicht heute. Zu Seefahrern, die fern der Heimat segeln, jedoch gleich mehr. Nur muss es zuerst um dieses Wort gehen: Heimat. Ja, unbedingt. »Heimat ist zur Debatte geworden«, stellt die FAZ dieser Tage fest, und selbst der Vorwärts meint: »Das heimatliche Lebensgefühl ist in.« Bei Katrin Göring-Eckardt von den Grünen etwa. »Für diese Heimat werden wir kämpfen«, rief sie beim Parteitag im Herbst. »700 Jahre Heimat gegen ein Jahr Kohleverfeuerung« sieht die Frankfurter Rundschau verloren gehen. Darum schnell: »Schicken Sie uns Ihre schönsten Heimatfotos aus der Region«, fordert die Augsburger Allgemeine ihre Leser zum Jahreswechsel auf.

Doch was soll man fotografieren? Trachten? Backwaren? Landschaften? Tiere? Und welche? »Die Art ist in Deutschland ursprünglich nicht heimisch, ein Verschwinden der Art wäre aus Naturschutzsicht also zu begrüßen«, urteilt kühl der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) über den Fasan. »Im Fall des Mufflons fordert der Nabu aus Natur- und Tierschutzgründen, diese nichtheimische Art komplett abzuschießen.« Auch Einwanderer wie der Waschbär sind nicht beliebt bei Naturschützern. Das hat gute Gründe, denn der sich rasant vermehrende Waschbär ist ein emsiger Nesträuber, der so mancher Vogelpopulation schwer zusetzen kann. Allerdings ist das alles relativ; abhängig von der zeitlichen Perspektive. Irgendwann einmal sind so ziemlich alle Tierarten in Deutschland eingewandert, selbst der Homo sapiens. Nur der Neandertaler, der ist womöglich hier entstanden, ein uriges Original. Aber heimisch kann man auch werden. Es stellt sich nur die Frage: Wer kam eher – und wer setzt sich am Ende durch?

Das ist wie bei Europäern und Maori auf Neuseeland. Wäre der niederländische Seefahrer Abel Tasman nur 300 Jahre vorher dort gelandet, so wäre er den aus Polynesien eingewanderten Maori zuvorgekommen. Wie hätte sich die Geschichte dann wohl entwickelt? Würde Wikipedia dann die Holländer als »indigenes Volk Neuseelands« bezeichnen? Egal. Jedenfalls ist der Biber, der hierzulande schon als nahezu ausgestorben galt, wieder heimisch geworden. Sogar mitten in Berlin. Das kann kaum ein Schwabe von sich behaupten. Im Moment freuen sich noch alle, doch schon fallen die ersten Bäume und der Unmut wächst. Da werden der Ex-Schwabe und der Ex-Schweriner-jetzt-Berliner schon bald der Meinung sein, er sei zuerst dagewesen und der Herr Biber möge doch bitte dorthin zurück, wo er … Oder man greift zur Selbstjustiz. Bekanntlich ist Heimat schlicht eine Frage der Kräfteverhältnisse.