Das Medium

Forever hip

Kolumne Von

Vielleicht ist es mit übermalten Gedichten und so weiter ja so: Jede Generation versucht, ihrer Zeit und Umgebung ihren Stempel aufzudrücken und natürlich auch alles, was ihr an den Generationen vor ihr nicht gefällt, verschwinden zu lassen. Und wenn sie damit leidlich fertig ist, kommt auch schon die nächste und alles geht wieder von vorn los.

Wie eben auch junge Leute die Läden und Kneipen und was nicht alles, die heute absolut schick und angesagt sind, in einer gewissen Anzahl von Jahren – wenn sie nicht vorher pleite gehen – als hoffnungslos altmodisch (die peinliche Art von alt­modisch, um genau zu sein) belächeln werden. Nichts wird sie an den Geschichten von damaliger Hipness interessieren, die die Älteren zu erzählen haben, denn die sind alt und damit langweilig und haben keine Ahnung. Und überhaupt, was soll schon spannend gewesen sein an dieser Zeit, in der sie, die jungen Leute, noch gar nicht auf der Welt waren und diese Welt damit also im Grunde auch noch gar nicht existiert haben kann?

Weil die jungen Leute jung sind und voller Energie, dauert es dann auch nicht mehr lange und sie übernehmen die Läden und Kneipen und machen und tun und sind irgendwann absolut schick (oder pleite, aber das wäre ein anderes Thema). Und kaum haben sie es sich so richtig gemütlich eingerichtet im Erfolg und im Ruhm und im Gefühl, dass es nun ewig so weiter­gehen wird, sind sie auf einmal selber alt und die nächste Generation schaut sie peinlich berührt an, während sie in Gedanken schon Pläne schmiedet, wie man aus dem Laden oder der Kneipe endlich was richtig Tolles machen könnte.

So gibt es je nach Standpunkt immer viel Ärger oder freudige Aufregung. Vielleicht ist aber auch alles ganz anders und wir, wir bleiben auf ewig hip. Was allerdings womöglich unangenehm anstrengend wäre.