Wie Facebook auf das europäische Datenschutzrecht reagiert

Mark Zuckerberg gefällt das

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Die Regularien sind komplex und bei Agenturen, Bloggern und Website-­Betreibern herrscht große Unsicherheit, wie ihnen exakt zu genügen sei. Manche schließen schon die Kommentarfunktion ihrer Blogs oder gleich die ganze Website. Je nach Branchen, Art und Menge der gespeicherten Daten kommt auf die Firmen in Deutschland ein teils erheblicher bürokratischer Aufwand zu. Das gilt besonders für Unternehmen, die online Dienstleistungen oder Plattformen anbieten. Während Facebook und Google ein Heer an Lobbyisten und Anwälten aufbieten können, werden kleine Startup-Unternehmen vermutlich erst einmal mit juris­tischen Gutachten belegen müssen, dass die Datenschutzgrundverordnung ­keine Risiken für das Geschäftsmodell birgt, um überhaupt an Kapital zu ­gelangen. Oft ist es einfacher, bei einer der großen Plattformen unterzuschlüpfen als etwas Eigenes aufzuziehen.

Wer einen Vertrag zur sogenannten Auftragsdatenverarbeitung mit einem US-Unternehmen vorweisen kann, ist juristisch zunächst auf der sicheren Seite. Gerade im Bereich von Online-Werbung und verhaltensbasiertem Targeting – also dem Einblenden von Werbung an genau definierte Nutzer in Echtzeit – dürfte die Datenschutzgrundverordnung die Marktmacht von Facebook, Google und Amazon eher stärken. Die großen Monopolisten kontrollieren bisher schon weitgehend, was die Nutzerinnen und Nutzer online zu Gesicht bekommen. Das Internet dürfte so noch regulierter und zentralisierter werden als bisher. Zugleich gibt die Datenschutzgrundverordnung Facebook die Gelegenheit zur Schönfärberei. Die Plattform dürfte sich formal sehr genau an die Regeln halten und damit Marketing betreiben nach dem Motto: »Bei uns sind deine Daten sicher.«

Skandale wie der um Cambridge Analytica werden sich auch unter der neuen Datenschutzgrundverordnung wiederholen. Der Datenmissbrauch, den Cambridge Analytica ohne Zustimmung von Facebook betrieb, war auch nach dem alten Datenschutzrecht schon illegal und ist hierzulande keine Frage fehlender Gesetze, sondern krimineller Energie. Während Datenlecks wie die massenhafte Entwendung von Kreditkartendaten mittlerweile so regelmäßig vorkommen, dass sie allenfalls noch eine Meldung in den Fachmedien wert sind, haben selbst kleinere Vorkommnisse das Zeug, sich für Face­book zu einem gravierenderen Problem auszuweiten. Zugleich hat Facebook aber mit seiner riesigen globalen Nutzerbasis und den Diensten Whatsapp und Instagram beste Aussichten, Skandale einfach auszusitzen. Bisher hat die Angelegenheit Facebook jedenfalls kaum geschadet. Die Zahl der Nutzer stieg im vergangenen Jahr noch einmal um 15 Prozent auf 2,2 Milliarden Menschen weltweit und im vergangenen Quartal konnte Facebook seinen Umsatz um satte 49 Prozent auf fast zwölf Milliarden Dollar steigern.

1,45 Milliarden Menschen loggen sich inzwischen täglich bei Facebook ein. Auch wenn immer wieder Nutzerinnen und Nutzer ihre Facebook-Profile ­löschen und in anderen sozialen Medien stolz davon berichten, ist die große ­Abwanderungswelle weiterhin nicht in Sicht.