Gegen den französischen Unternehmer Vincent Bolloré wird wegen der Korrumpierung ausländischer Amtssträger ermittelt

Geschäfte unter Freunden

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Ins Rollen kamen die Ermittlungen sicherlich auch, weil das Firmenimperium Bollorés sich mit einem anderen privaten französischen Unternehmen angelegt hatte: Das Logistikunternehmen Neotrans hatte sich von Bolloré benachteiligt gefühlt. Im Jahr 2013 waren Angestellte von Neotrans gewaltsam aus dem Hafen der guineischen Hauptstadt Conakry vertrieben worden, in dem das Unternehmen zuvor ein Containerterminal unterhalten hatte. Dort hielt daraufhin Bolloré Einzug. Wie im Laufe der Ermittlungen festgestellt wurde, hatte Bolloré auf viele politische Entscheidungen in der Republik Guinea unmittelbar Einfluss genommen, wie auch in anderen Staaten, vor allem in Westafrika.

In Guinea hatte der Bolloré-Konzern 2010 den damaligen Präsidentschaftskandidaten und derzeitigen Staatspräsidenten Alpha Condé finanziell unterstützt. Die Aktivitäten reichten von der Zahlung von 70 000 Euro für den Druck von Condés in Paris veröffentlichtem Buch »Ein engagierter Afrikaner. Was ich für Guinea möchte«, das ihm ein staatsmännisches Image ­verleihen sollte, bis zum Bau des ersten Kinokomplexes in der Hauptstadt Conakry, Canal Olympia, dessen Eröffnung Condé bei der Jugend beliebt machen sollte. Er ist der erste halbwegs demokratisch gewählte Präsident Guineas seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1958. Doch Condé, der früher zeitweilig im französischen Exil lebte und damals noch als Sozialdemokrat galt, zeigt als Präsident immer stärker autoritäre Tendenzen. Die 2011 angenommene neue Verfassung verbietet ihm eine weitere Amtszeit nach 2020, doch Condé stellte in den vergangenen Monaten offen in Frage, dass er dann wirklich abtreten werde.

In Togo unterstützte Bolloré offen einen brutalen Diktator. Der amtierende Präsident Faure Gnassingbé kam 2005 an die Macht, nachdem sein Vater Eyadema Gnassingbé, der seit 1963 ­regiert hatte, verstorben war. Anlässlich der Wahl des Präsidentensohns 2005 kam es zu Massenprotesten wegen Wahlbetrugs, rund 800 Menschen starben, als diese niedergeschlagen wurden. Bei seiner ebenfalls manipulierten Wiederwahl im Frühjahr 2010 hatte Faure Gnassingbé französische Imageberater auf seiner Seite, mit deren Hilfe er sich als moderater und demokratischer Staatsmann darstellte. 800 000 Euro berechnete ihm dafür die französische Consultingfirma Euro RSCG, die dem ehemaligen IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn nahesteht. Die Honorare wurden offiziell heruntergehandelt und direkt von Bolloré bezahlt.

Seine herausragende ökonomische Stellung hat Bolloré bereits seit längerem eingebüßt. Die Akquisitionen im Mediensektor erwiesen sich zum Teil als Misserfolge, und Bolloré hat angekündigt, ab 2022 aus dem Wirtschaftsleben auszusteigen und seine Kinder übernehmen zu lassen. Bolloré ist nicht die einzige Führungskraft aus Wirtschaft und Politik, gegen die mittlerweile ermittelt wird. Ein prominenter Duzfreund Bollorés, dem er 2007 seine Privatyacht lieh – was eine politische Affäre auslöste –, musste Ende März ebenfalls zwei Tage in Polizeigewahrsam verbringen: der ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy. Ihm wird vorgeworfen, er habe zu seiner Zeit als Innenminister unter Jacques Chirac vom damaligen ­libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi bis zu 70 Millionen Euro angenommen, um für diesen Geschäfte mit Frankreich einzufädeln. Das Geld soll Sarkozy auch für seinen Präsidentschaftswahlkampf genutzt haben. Er muss nun mit einer Anklageerhebung rechnen.