Enttäuschte HSV-Fans haben mit dem HFC Falke einen eigenen Verein gegründet

Normaler Fußballverein statt Aktiengesellschaft

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Aber der Verein unterscheidet sich nicht nur durch Spieler und Führung von den anderen Teams, sondern auch durch seine Fans und den ­Erfolg. »Wir wurden schon als Bayern München der Kreisliga bezeichnet«, sagt Meyer. Man merkt, dass dieser Vergleich ihn nicht nur ­glücklich macht. Aber wie Bayern ist Falke nicht nur dank seiner Mit­glieder kein armer Verein, er bringt auch mehr Fans mit als vergleich­bare Mannschaften.

Wo sonst ein paar Rentner und ­Familienangehörige das Treiben auf dem Platz verfolgen, besuchen die Spiele der Falken über 200 Fans. Als der Verein vergangenes Jahr zum zweiten Mal Meister seiner Klasse wurde und aus der Kreisliga in die Bezirksliga aufstieg, verfolgten 1 300 Zuschauer die Partie gegen die 2. Mannschaft von Altona 93. Für die 8. Liga war das ein Zuschauer­rekord.

Meyer sagt, dass der Verein sich viel Mühe gebe, zu den anderen Mannschaften kollegial zu sein: »Wenn ein Club durch unsere Zuschauerzahlen überfordert ist, übernehmen wir schon einmal den Ordnungsdienst.« Die meisten würden sich aber freuen, wenn die Falken kommen, denn dann würden sie nicht nur mehr Eintrittskarten verkaufen, sondern auch mehr Bier und Würstchen als an anderen Spieltagen. »Es gibt nur ganz wenige Vereine, die auf uns keine Lust haben und sagen: ›Mehr als fünf Bier stellen wir nicht kalt. Egal wer da kommt, das haben wir noch nie gemacht.‹«

In diesem Jahr klappte es zum ­ersten Mal nicht mit dem Aufstieg. Mindestens ein weiteres Jahr werden die Falken in der Hamburger Bezirksliga Nord spielen. In der Tabelle stehen sie einen Spieltag vor Saisonende deutlich hinter Eintracht Lokstedt und dem Eimsbütteler TV auf dem dritten Platz. Bedauerlich, aber kein Drama. Der Verein wird trotzdem weiter ausgebaut. Eine 2. Herrenmannschaft spielt in der Kreis­klasse 6, eine Jugendabteilung ist im Entstehen begriffen. »Wenn ­alles gut läuft, bilden wir künftig unseren Nachwuchs selbst aus, so wie es jeder richtige Fußballverein auch tun sollte«, sagt Meyer. Am lang­fristigen Ziel der Falken, dem Aufstieg in die Oberliga, halte man fest.

Die Vereinsgründung hat bundesweit für große Aufmerksamkeit in der Fanszene gesorgt. Auch bei anderen Clubs gibt es viele Anhänger, die mit einer Ausgliederung der Profis aus dem Verein nicht einverstanden sind – Traditionalisten, die überlegen, es den Hamburgern gleich­zutun und einen eigenen Club zu gründen. Fans vieler Vereine schauten deshalb bei den Falken vorbei und erkundigten sich, wie man das macht: einen Fußballverein gründen. Ganz besonders groß, sagt Meyer, sei das Interesse bei den Schalke-Fans gewesen.

Und die Liebe zum HSV? Die sei erkaltet. »Ich gehe zwar ab und an noch ins Stadion, aber es ist nicht mehr die Begeisterung von früher. Der HSV ist wie eine ehemalige Partnerin: Ich wünsche ihr viel Glück und alles Gute, aber die alte Liebe ist einfach nicht mehr da.« Die Liebe gehöre jetzt den Falken.