Der Schweizer Leichtathletikverband hat einen Athleten wegen rechtsextremer Äußerungen entlassen

Nach dem 100-Meter-Lauf rechts abgebogen

Ein Schweizer Sprinter sorgte vor der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin mit rechten Äußerungen und Postings für Aufsehen. Der eidgenössische Verband reagierte schnell.

Wer in der Öffentlichkeit steht, sollte tunlichst darauf achten, was er in ­sozialen Medien so von sich gibt. Das weiß seit gut zwei Wochen auch der Schweizer 100-Meter-Läufer Pascal Mancini. Doch statt sich einsichtig zu zeigen, inszeniert sich der Leichtathlet nun als Opfer.

Alles begann, als die Schweizer ­Boulevardzeitung Blick am 28. Juli in ­einem Artikel aufdeckte, dass der 29jährige auf seiner Facebook-Seite immer wieder extrem rechte und rassistische Postings veröffentlichte. So teilte er beispielsweise mehrfach Inhalte der Organisation Résistance Helvétique, die einer ­extrem rechten Spielart des Katholizismus zuzurechnen ist und sich ­unter anderem für die Abschiebung sämtlicher Migranten ausspricht, aber auch des französischen Internetprojekts Suavelos, das sich selbst als »weiß-nationalistisch« bezeichnet und neben anderem gegen die ­»Besiedlung Europas durch Afrikaner« kämpfen will.

Als rassistische Anspielung auf die schwarzen Spieler der französischen Weltmeistermannschaft postete Mancini auf seiner Facebook-Seite ein ­Video, das eine Horde Affen zeigte. Die folgenden rassistischen Reaktionen anderer auf das von ihm geteilte Video ließ er auf seiner Facebook-Seite stehen. Zudem hatte er zweimal Zitate von Léon Degrelle gepostet, der während des Zweiten Weltkriegs Führer der faschistischen Rexisten-Bewegung in Belgien und Offizier der Waffen-SS war.

Als Erfinder des »umgedrehten Hitlergrußes« gilt der französische »Komiker« Dieudonné M’bala M’bala, der bereits mehrfach für ­antisemitische Äußerungen verurteilt wurde.

Von Mancini war allerdings auch kaum etwas anderes zu erwarten. ­Bereits 2014 hatte es um den aus Fribourg im französischsprachigen Teil der Schweiz stammenden Leichtathleten einen Skandal gegeben, nachdem er öffentlich sowohl bei den Schweizer Meisterschaften als auch bei der Europameisterschaft den sogenannten Quenelle-Gruß gezeigt hatte. Als Erfinder dieses »umgedrehten Hitlergrußes« gilt der französische »Komiker« Dieudonné M’bala M’bala, der bereits mehrfach für ­antisemitische Äußerungen verurteilt wurde.

Dass der »Quenelle-Gruß« nicht irgendeine harmlose Geste ist, dürfte Mancini bewusst gewesen sein. ­Immerhin hatte es bereits 2013 einen größeren Skandal gegeben, als der französische Fußballprofi Nicolas Anelka, der damals für den englischen Club West Bromwich Albion spielte, die Geste beim Torjubel ­gezeigt hatte (Jungle World 4/2015). Doch statt sich einsichtig zu zeigen, versuchte Mancini, die Bedeutung seines Handelns herunterzuspielen. Es sei alles unpolitisch gewesen, er habe nur einen Spaß gemacht und ohnehin sei er »fundamental antirassistisch« – übrigens genau wie alle anderen Fans Dieudonnés, die er praktischerweise gleich mit reinzuwaschen versuchte.

Die jüngsten Äußerungen Mancinis hatten einen aktuellen Bezug. Spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft tobt in der Eidgenossenschaft eine zumindest in Teilen rassistische Debatte über »richtige Schweizer« in der Nationalelf – und über solche, die es nicht seien. Par­allelen zu den Diskussionen über die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und İlkay Gündoğan hierzulande drängen sich auf.