Homestory #45

Über den Fahrradunfall unseres Kollegen und die angespannte Personalsituation wurde bereits in der letzten Homestory berichtet. Inzwischen sitzt ein neuer Redakteur im Feuilletonzimmer, der allerdings nicht die Kulturabteilung, sondern eben das ausgedünnte ­Innenpolitik-Ressort vertretungsweise unterstützt. Aber im Zimmer des Feuilletons hängen eben die besten Bilder, dezentes Galerie­licht sorgt für entspannte Arbeitsatmosphäre und im Hintergrund läuft Tag und Nacht Erik Satie. So ungefähr darf man sich die Räumlichkeiten des »Dschungel« vorstellen.

Apropos zauberhafte Mitte-Galerie-Atmosphäre. Diese herrscht seit kurzem auch in unserem neu gestrichenen Kreuzberger Treppenhaus mit den steilen Stufen und dem schmiedeeisernen Geländer. Wände in dezentem Cremeweiß, Stufen in grauer Betonfarbe für den industrial look. Während sich eine Redakteurin auf dem Weg nach unten in den Feierabend schnell noch ein paar Gedanken über Treppen im Film machte, kam es zu Unfall Nummer zwei.

Ist es ein Godard-mäßiges Treppenhaus oder eher ein Truffaut-Treppenhaus? Gleicht es der Treppe aus der Verfolgungsszene in »American Psycho«, wo ein durchgedrehter Christian Bale sein abwärts fliehendes Opfer mit der Kettensäge verfolgt? Oder ist die Treppe vor allem ziemlich steil und blöd zu laufen, wie in Hitchcocks »Psycho«?

Fest steht, dass man die eine oder andere dunkle Stufe schon mal übersehen, ziemlich doof fallen und dann hart landen kann, denn diesen Stufen fehlt eindeutig der rote flauschige Teppich des Treppenportals aus »Vom Winde verweht«. Und ganz anders als in »Matrix Reloaded« kann ein Sprung von unserer Treppe die Schwerkraft eindeutig nicht außer Kraft setzen, sondern mit mindestens einem aufgeschlagenen Knie auf hartem Steinboden enden.

Apropos roter Teppich. Der kann auch eine Stolperfalle sein, wie – wir kommen jetzt zu Unfall Nummer drei – eine Kollegin erfuhr, die mit dem Stuhl am – in Wahrheit allerdings grauen – ­Teppich im Layout-Raum hängen blieb und von jenem flog. Der dazu passende Film: »Teppich des Grauens« mit Karin Dor und ­Joachim Fuchsberger.