Porträt - Der stellvertretende Bürgermeister von Triest hält seine Stadt sauber

Ab in den Müll

Sauberkeit und Ordnung. Das wünscht er sich und dafür sorgt er. Dabei scheut Paolo Polidori auch nicht davor zurück, sich die Hände schmutzig zu machen – nachher kann man sie schließlich gleich waschen. Der stellvertretende Bürgermeister von Triest, der Stadt ganz im Nordosten Italiens, geht gern mit gutem Beispiel voran. Als er vergangene Woche auf der Via Carducci im Zentrum Triests unterwegs war, fiel ihm ein Haufen abgenutzter Decken und Kleidung auf, die ein Obdachloser dort am Rand des Gehwegs zusammengefaltet aufbewahrt hatte. Beherzt griff sich Polidori den »Haufen Lumpen auf dem Boden« und warf ihn »mit Genugtuung« in den nächsten Müllcontainer. Damit seine gute Tat nicht vergessen wird, postete er gleich ein Foto der Decken und Kleider im Müll und ein paar warme Worte zu seiner Aktion auf Facebook: »Als normaler Bürger, dem der Anstand in der Stadt am Herzen liegt, hob ich sie (die Lumpen, Anm. d. Red.) auf und schmiss sie weg.« Als Politiker der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega setzte er, garniert mit vielen Ausrufezeichen, hinzu: »Die Botschaft ist: null Toleranz! Ich will ein sauberes Triest!« Nicht zu vergessen: »Ich werde mir jetzt gleich die Hände waschen! Jetzt toben die Gutmenschen, mir egal!«

Polidori hatte richtig vermutet. Tatsächlich erntete er in sozialen Medien jede Menge Kritik für seine menschenfeindliche Tat und musste seine Facebook-Posts wieder entfernen. Einwohnerinnen und Einwohner Triests legten dem Obdachlosen warme Decken, Kleidung und ein Schild, auf dem sie sich im Namen der Stadt entschuldigten, an die Straßenecke. Polidori räumte daraufhin ein, er werde neue Kleidung für »diesen Penner« besorgen, wenn dieser sich in eine öffentliche Obdachlosenunterkunft begebe. Bei dem Mann handelt es sich dem Lega-Politiker zufolge um einen Rumänen, der bereits strafrechtlich verfolgt und angewiesen worden sei, Triest zu verlassen. »Mein Post wurde ausgenutzt. Ich bin kein Rassist«, wehrte sich Polidori gegen entsprechende Vorwürfe. Ein Nachspiel könnte die Tat dennoch haben. Die Sachen des Obdachlosen entsorgte Polidori nämlich im falschen Container. Die Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Mülltrennung könnte den Politiker bis zu 300 Euro Geldstrafe kosten; dass er nicht den passenden Beutel verwendet hatte, zusätzlich bis zu 150 Euro.