Ein Finanzier mit Verbindungen zum Islamismus will in der Provinz eine Moschee bauen

Bauen mit den Muslimbrüdern

Im nordrhein-westfälischen Neuenrade soll eine neue Moschee ent­ste­- hen. Die Verbindungen der Finanziers zum organisierten Islamismus scheinen die Verantwortlichen in der Stadt nicht zu stören.

Der Bürgermeister Antonius Wiesemann (CDU), einige Verwaltungsmitarbeiter und mehrere Ratsmitglieder der sauerländischen Kleinstadt Neuenrade in Nordrhein-Westfalen präsentierten im Dezember einen neuen Kooperationspartner: Ibrahim el-Zayat. Bis Ende des Jahres 2021 soll mit dessen Hilfe ein 1,5 Millionen Euro teurer Moscheeneubau in der Kleinstadt entstehen.
El-Zayat war ein Funktionär verschiedener islamischer Organisationen. So war er von 2002 bis 2010 der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD), die seit dem vergangenen Jahr unter dem Namen Deutsche Muslimische Gemeinschaft e. V.(DMG) firmiert. Ebenso saß er im Vorstand der Organisationen »Islamic Relief Deutschland« und »Islamic Relief Worldwide«. Zurzeit ist er Generalbevollmächtigter der Europäischen Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft (Emug).

Die CDU-Fraktion im Rat der Kleinstadt mit knapp 12 000 Einwohnern zeigte sich in ihrer offiziellen Haushaltsrede im Februar erfreut über den »neuen Standort für die Neuenrader Moschee im Schöntaler Weg« und folgerte: »Mit dem Umzug der Moschee eröffnen sich nun weitere Facetten, unsere Innenstadt für die Zukunft neu auf­-
zustellen.«

El-Zayats Vereinstätigkeiten sorgen offenbar nicht für Vorbehalte bei den Verantwortlichen. Dabei bezeichnen deutsche Behörden die IGD beziehungsweise die DMG »als Zweig der Muslimbruderschaft«, also als deutschen Ableger der weltweit bedeutendsten sunnitisch-islamistischen Organisation, deren Ziel es ist, einen Gottesstaat zu errichten. Islamic Relief Worldwide steht im Verdacht, der palästinensischen Hamas nahezustehen. Ein Sprecher der israelischen Botschaft in Berlin sagte im Jahr 2016: »Es handelt sich um eine Organisation, die Spenden für die Hamas sammelt, dies tut sie mit weltweiten Chapters, darunter in Europa und Deutschland.« Die britische Bank HSBC weigerte sich wegen der Vorwürfe in der Vergangenheit, Geschäfte für Islamic Relief UK abzuwickeln. Islamic Relief Deutschland bestreitet, die Hamas zu unterstützen.

El-Zayats Funktionärstätigkeiten für diese Organisationen liegen zwar einige Jahre zurück. Das Bauvorhaben in Neuenrade wickelt er jedoch als Vertreter der Emug ab. Die Firma entstand ebenso wie die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) 1995 aus der Vereinigung der neuen Weltsicht in Europa (AMGT). Während die IGMG, eine der größten islamistischen Organisationen in Deutschland, seither als Dachverband die sozialen, politischen und religiösen Aktivitäten übernimmt, ist die Emug für den Moscheebau und finanzielle Angelegenheiten zuständig. Diese organisatorische Aufteilung könnte die Sachwerte bei einem möglichen Vereinsverbot der IGMG schützen. Als Funktionär der Emug verwaltet el-Zayat nicht nur etwa 300 Moscheen der IGMG hierzulande. Der in Marburg geborene Sohn eines ägyptischen Imams und einer Deutschen gilt auch als Schlüsselfigur für die politische und organisatorische Annäherung der arabischen und türkischen Islamisten. So war er auf einer internationalen Konferenz der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) Anfang des Jahres in Köln zu Gast, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Weitere Repräsentanten aus dem Kreis der arabischen Muslimbrüder waren dort der deutsche Prediger Khaled Hanafy und der irische Imam Hussein Halawa.

Auch familiär steht el-Zayat für die Verbindung der beiden Milieus: Seine Ehefrau Sabiha el-Zayat-Erbakan ist die Schwester des früheren Vorsitzenden von Millî Görüş in Deutschland, Mehmet Erbakan. Der 2011 verstorbene Gründer der Organisation, der türkische Islamist Necmettin Erbakan, war ihr Onkel.

Geschäftlich verbindet Ibrahim el-Zayat ebenfalls verschiedene Milieus. Als Geschäftsführer der Edu-Invest GmbH in Dortmund verwaltet er Anteile an Immobilien- und Bauträgerfirmen in Dortmund, Esslingen und Berlin. Recherchen der Welt zufolge ist der Zweck der Dachgesellschaft das »Halten und Verwalten eigenen Vermögens zur Erzielung von Einnahmen«. Zudem geht es der Firma um die Förderung von »Religion, Jugend- und Altenhilfe«. Die Hauptgesellschafterin des Unternehmens ist die DMG.

In Neuenrade stellte sich einzig das Ratsmitglied Claudia Kaluza (FDP) gegen das geplante Moscheebauvorhaben. In ihrer Haushaltsrede fragte sie kritisch nach, wer wohl in Zukunft die religiöse Richtung in der Millî-Görüş-Gemeinde vorgeben werde. Die Dimension des Bauvorhabens ist für eine kleine Gemeinde beachtlich: Vorgesehen ist ein dreistöckiges Bauwerk mit zwei 14 Meter hohen Türmen, die jedoch nicht als Minarette dienen sollen. In dem Gebäude soll Religionsunterricht für ungefähr 250 Kinder stattfinden, darüber hinaus sind mehrere Gebets- und Aufenthaltsräume geplant.