Porträt - Kasachstans neuer Interimspräsident Qassym-Schomart Toqajew ist seinem Vorgänger Nursultan Nasarbajew treu ergeben

Ewige Treue

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Ganz so fluffig wie Villingen-Schwenningen oder Garmisch-Partenkirchen würde Qassym-Schomart nicht klingen, aber der Doppelname hat Potential. Womöglich hat sich dessen Träger schon ausgemalt, wie es wäre, dereinst durch die nach ihm benannte Stadt zu schlendern, während huldigende Bewundernde die Straßen säumen, und dabei zufrieden eine Schuschyq zu zuzeln – oder was man eben in Kasachstan schlemmen würde.

Doch damit ihm diese Ehre zuteil würde, müsste sich Qassym-Schomart Toqajew wohl auch erst einmal fast 30 Jahre an der Macht halten. Toqajew hat am Mittwoch voriger Woche das kasachische Präsidentenamt übernommen, weil Nursultan Nasarbajew tags zuvor zurückgetreten war. In seiner Antrittsrede hielt sich Toqajew mit seiner Bewunderung für Elbasy, den Führer der Nation, wie Nasarbajew genannt wird, nicht zurück und schlug vor, die Hauptstadt Kasachstans umzubenennen, um den Namen seines Vorgängers zu verewigen: Aus Astana wird nun Nursultan. Das Parlament, in dem Nasarbajews Partei Nur Otan 87 von 107 Sitzen hat, und Astanas Stadtversammlung stimmten dem Vorschlag wenig überraschend zu. Die Hauptstraße in der drittgrößten Stadt des Landes, Schymkent, wurde bereits in Nasarbajew umbenannt, weitere Städte sollen folgen.

Der 65jährige Karrierediplomat Toqajew hat Nasarbajew, dem ersten und bislang einzigen Präsidenten Kasachstans nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit des Landes, stets die Treue gehalten. Von 1994 bis 1999 und von 2003 bis 2007 war er Außenminister, dazwischen Ministerpräsident. Zuletzt war er Senatspräsident und damit verfassungsgemäß Nachfolger des Präsidenten im Falle eines Rücktritts. Toqajew soll zunächst bis April 2020 Präsident bleiben, dem Ende der regulären Amtszeit Nasarbajews.

Präsidentschaftswahlen soll es bis Dezember 2020 geben. Dass Toqajew danach im Amt bleiben wird, ist nicht gesichert. Nasarbajews Tochter Darigha Nasarbajewa wurde bereits auf dem frei gewordenen Posten als Senatspräsidentin platziert und auch als Partei- und ­Sicherheitsratsvorsitzender wird ihr Vater weiterhin große Macht ausüben. Falls es mit seiner Verewigung also nicht klappen sollte, könnte Toqajew sich einfach in Qaraghandy oder Aqtöbe umbenennen – nach fluffigen kasachischen Städten.