Stichwahl in Guatemala

Zwei für den Pakt der Korrupten

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Auf die Sozialprogramme, die Lebensmittelbeutel für arme Familien, die Unterstützung für Rentner und Familien mit vielen Kindern berufe sich Sandra Torres auch heute, sagt Sergio Valdés Pedroni. Der Dokumentarfilmer kritisiert die andere Seite der 63jährigen Politikerin. »Sie hat sich mit korrupten Netzwerken arrangiert und Allianzen geschmiedet. Das beste Beispiel dafür ist, dass ihr Kandidat für die Vizepräsidentschaft in Miami festgenommen wurde. Nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen Sandra Torres persönlich ermittelt die CICIG wegen illegaler Wahlkampffinanzierung.«

Die Uno-Kommission hat 2007 ihre Arbeit begonnen. Sie sollte die Justiz Guatemalas bei Ermittlungen unter anderem zu Menschenrechtsverbrechen und Korruption unterstützen. Der scheidende Präsident Jimmy Morales beendete im vorigen Jahr vorzeitig ihr Mandat. Sollte Torres Präsidentin werden, dürfte sie wenig Anlass haben, einen neuen Vertrag mit den Vereinten Nationen aushandeln, um die CICIG wieder ins Land zu holen.

»Die Erfolge der CICIG sind unbestritten. Aber sie hat den Fehler gemacht, Ermittlungen gegen die Eliten aufzunehmen, die sich dann im Pakt der Korrupten gegen sie verschworen haben. Die Kommission ist ein Opfer des eigenen Erfolgs und des zu geringen Rückhalts in den USA«, urteilt Pedroni. Die USA setzen unter Präsident Donald Trump andere Prioritäten, dringen auf bilaterale Drogenbekämpfung und auf mehr Grenzsicherung, um die Migration gen Norden zu bremsen.

Nach den Ursachen der Migration wird nicht gefragt, und das erwartet auch niemand von Alejandro Giammatei. Er ist ebenfalls 63 und umgibt sich mit suspekten Beratern und Verbündeten, denen sowohl Korruptionsdelikte als auch Menschenrechtsverbrechen zur Last gelegt werden. Giammattei selbst war als Leiter des Strafvollzugssystems in Guatemala (2005–2007) für die Exekution von rebellierenden Häftlingen im Gefängnis Pavón mitverantwortlich.