Musikprojekt Africa Express

Anders als anders

Seite 3 – Der Live-Vibe auf Platte

Das Besondere an »Egoli« ist, dass sehr viele unterschiedliche Stile ­anklingen – und das Album dennoch wie aus einem Guss erscheint. Mu­sikalisch gelingt Africa Express mit dem Album ein qualitativer Sprung. Das 2013 im malischen Bamako entstandene Album »Africa Express Presents Maison Des Jeunes« hatte Höhen und Tiefen; das 2015 am ­selben Ort aufgenommene Album »Terry Riley’s In C Mali« war hochambitioniert und toll, eignete sich aber nicht zum Durchhören. Bei Live-Auftritten boten Africa Express hingegen großes Spektakel. Ihr fünfstündiger Auftritt in Glastonbury im Jahr 2007 war ein Meilenstein.

Nun klingt der von Bühnenauftritten bekannte Vibe erstmals auch auf einem Tonträger an. »Egoli« ist wie ein Gipfeltreffen der Weltmusik – aber eben in anderem Sinne, als es der Verschiedenheit und Andersartigkeit betonende Begriff »Weltmusik« einst suggerierte. Auf dem neuen Album mischt sich der west­liche Pop mit afrikanischen Genres. Nicht nur Genre, auch Atmosphäre und Stimmung wechseln ständig. »Welcome« eröffnet das Album, ein melancholisches Zulu-Folk-Stück von Phuzekhemisi, einem der bekanntesten Vertreter der sogenannten Maskanda-Musik in Afrika. Es folgt mit »City in Lights« ein vom Plastikpop der Achtziger geprägter Track, ehe mit dem jungen Produzenten Muzi und »The River« eine kleine Sause mit Afrobeat-Fusion beginnt. Auf einen typischen Damon-Albarn (»Johannesburg« klingt wie die Gorillaz mit Südafrika-Features) folgt dann das Party-Dancefloor-Stück »Become the Tiger«, ehe die Kapstädter Singer-Songwriterin ­Zolani Mahola mit »Absolutely Everything Is Pointing Towards the Light« das Licht runterdimmt und ein zurückgenommenes, traurig ­anmutendes Folk-Stück spielt. Und dazwischen lernt man die eingangs schon erwähnte Sho Madjozi und ihren Hochgeschwindigkeitssprech­gesang kennen; dieser trifft in »No Games« auf die zurückgelehnteren Klänge ihrer Mitstreiter Poté, Moonchild Sanelly, Ghetts, Muzi und ­Radio 123.

Africa Express sind einmal mit dem Anspruch angetreten, den Begriff Weltmusik überflüssig zu machen. »Egoli« kann man in dieser Hinsicht als Erfolg bezeichnen. Ihren Entstehungsort hört man den Stücken zwar zum Teil deutlich an, aber Clubmusik, Pop und traditionelle ­afrikanische Klänge fließen wie selbstverständlich ineinander und bilden eine Einheit.  Somit zeigt das Album auch, wie sehr sich westlicher Pop und sogenannte Weltmusik ­einander angenähert haben. Davon profitiert, kaum überraschend, fast immer der Pop.

Africa Express: »Egoli« (Africa Express)