Wohnungsnot in Deutschland

Schafft neue Sozialwohnungen

Seite 2 – Rechtsextreme Gewalt und staatliche Repressalien

Obdachlos hingegen sind Menschen, die überhaupt keine Unterkunft haben. Sie übernachten manchmal in leer­stehenden Häusern, oft im öffentlichen Raum wie beispielsweise in Parks, Gärten oder U-Bahnstationen. Sie werden auch immer ­wieder zum Ziel rechts­extremer Angriffe. Der Publizist Lucius Teidelbaum hat auf sei­nem Blog »Berberinfo« sowohl rechtsextreme Gewalt als auch staatliche Repressalien gegen Wohnungs- und Obdachlose dokumentiert. Behörden erfassen Angriffe auf sie genauso wenig, wie sie eine offizielle Statistik über die Zahl der Wohnungslosen führen. Es sind engagierte Einzelpersonen oder Gruppen wie die BAG W, die diese Informationen sammeln.

»Auf staatlicher Ebene wird meist dann eine Statistik erhoben, wenn man signalisieren will, dass man sich des zu untersuchenden Problems annehmen will. Im Umkehrschluss kann man davon ausgehen, dass, wenn eine staatliche Statistik fehlt, es auch nicht weit her ist mit Handlungswillen. Wo die Schätzung die eigene Statistik ersetzt, sind Wert und Interesse offensichtlich gering«, kommentierte Markus Drescher im Neuen Deutschland das mangelnde Interesse der staatlichen Instanzen an der statistischen Erfassung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit.

So müssen sich die Betroffenen vor allem selbst organisieren. Tatsächlich gibt es in verschiedenen Ländern Beispiele einer Selbstorganisierung von Wohnungs- und Obdachlosen. So haben sich in Madrid kürzlich Wohnungslose mit Zelten vor dem von vielen Touristen besuchten Prado-Museum niedergelassen. Sie fordern würdige Wohnungen für alle und berufen sich auf Artikel 47 der spanischen Verfassung. In Frankreich fordern Migranten in der Bewegung der »Schwarzen Westen« neben dem Aufenthaltsrecht auch Wohnungen.