Suizide in Haftanstalten

Lieber sterben als im Knast leben

Seite 4 – Auf Protest folgen Repressalien

Zur Überbelegung der Gefängnisse trägt auch die seit Jahren steigende Zahl von Inhaftierten bei, die eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlen konnten. Dem Magazin Legal Tribune Online zufolge sind bundesweit knapp 40 Prozent von ihnen Schwarzfahrer.

In Berlin werden jährlich etwa 300 Personen wegen dieses Straftat­bestands inhaftiert, ein Viertel davon in der JVA Plötzensee. Sebastian Brux, der Pressesprecher der Senatsverwaltung für Justiz, sagte der Jungle World, die Senatsverwaltung wolle eigentlich nicht, dass Menschen eine solche Ersatzfreiheitsstrafe absitzen müssen, da sie die Justiz belasteten. Man sei »der Meinung, dass diese Menschen Therapieangebote, Hilfe und Betreuung benötigen statt Gefängnis«. Eine geplante Bundesrats­initiative mit dem Ziel, Schwarzfahren vom Straftatbestand zur Ordnungswidrigkeit herabzustufen, kam wegen Uneinigkeit in der rot-rot-grünen Berliner Regierungskoali­tion bislang jedoch nicht zustande.

Gefangene, die sich gegen die schlechten Haftbedingungen wehren, sind Manuel Matzke zufolge häufig Repressalien ausgesetzt. »Ein Beispiel wäre der kürzlich verstorbene Olaf Lauenroth (in der JVA Neumünster, Anmerkung der Redaktion). Er setzte sich extrem für die Belange aller Gefangenen ein, was dazu führte, dass die JVA ihm dem Haftalltag zunehmend erschwerte. So wurde ihm beispielsweise ›Querulantenwahn‹ vorgeworfen, eine psychiatrische Diagnose, weswegen er weniger Kontakt zu anderen Gefangenen erhielt.«