Schikanöse Migrationspolitik in Großbritannien

Angst vor der Ausweisung

Seite 2 – Kostspielig und prekär

Johnson hat zwar noch keine konkreten Pläne vorgelegt, aber es ist bekannt, dass er ein Punktesystem ähnlich wie in Australien bevorzugt, um Einwanderer zu bewerten und über ihr Bleiberecht zu entscheiden. Ein ähnliches System gibt es in Großbritannien bereits für Einwanderer aus Nicht-EU-Staaten, Johnson will es nach dem EU-Austritt aber auf alle Immigranten ausweiten. Der ehemalige Außenminister und konservative Politiker William Hague forderte Johnson kürzlich auf, diese Ideen in die Tat umzusetzen. Seine Vorschläge beinhalten außerdem verschärfte Grenzkontrollen. Unqualifizierten Arbeitskräften jeder Herkunft sollten nach Hagues Meinung nur zeitlich begrenzte Visa zugeteilt werden.

Von Einwanderern verlangt Johnson, die englische Sprache zu lernen und sich in die britische Gesellschaft zu integrieren. »Ich will, dass jeder, der hierher kommt und hier sein Leben bestreitet, sich britisch fühlt und ist«, sagte der Premierminister vor seiner Wahl. Die talentiertesten Einwanderer würden mit »offenen Armen« empfangen. Das ­bestehende System für Migranten aus Nicht-EU-Staaten bewirkt aber genau das Gegenteil. Für diese Menschen ist der gesicherte Aufenthalt in Großbritannien kostspielig und prekär, und zwar auch dann, wenn sie hochqualifiziert sind. Dies gilt auch für Menschen, die bereits seit Jahrzehnten in Großbritannien leben, etwa schon als Kind einwanderten, und sich »britisch fühlen«.

Obwohl sie britische Schulen und Universitäten besuchen und das Vereinigte Königreich als ihr Zuhause betrachten, gelten sie in den Augen des Innenministeriums nicht als integriert. Ihren Bemühungen um die britische Staatsbürgerschaft wird im Gegenteil mit Schikanen und bürokratischen Hürden begegnet: Zehn Jahre lang müssen sie alle 30 Monate ihre begrenzte Aufenthaltsberechtigung erneuern, dafür jedes Mal komplexe Formulare ausfüllen und mehrere Tausend britische Pfund bezahlen.