Neuer Bericht des Weltklimarats

Kuh bist schuld

Seite 3 – Fleischlobbyist und Klimaexperte

Die Deutschen konsumieren pro Kopf knapp 1,2 Kilogramm Fleisch in der Woche. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 300 bis 600 Gramm pro Woche. Hielte man sich an diese Empfehlung, wäre eine Minderung des Ausstoßes zwischen sieben und drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr möglich. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußballvereins Schalke 04 und selbsternannte Klimaexperte Clemens Tönnies, der nicht möchte, dass die Afrikaner im Dunkeln »Kinder produzieren«, ist einer von Europas größten Schweinefleischproduzenten. Nach der Erweiterung seines Hauptwerks in Rheda-Wiedenbrück wird Tönnies bald knapp 22 Millionen Schweine jährlich schlachten können. Täglich werden dabei 6.000 Liter Trink­wasser verbraucht. Einwände gegen die Schlachthof­erweiterung wurden abgeschmettert. Tönnies ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Um das produzierte Fleisch abzusetzen, beliefert Tönnies vor allem zahlreiche Discounter. Kein Wunder also, dass er sich gegen die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für Fleisch im Kampf gegen den Klimawandel einsetzt.

Doch nicht nur die Fleischindustrie, allgemein die Landwirtschaft trägt eine Mitschuld an der Erderwärmung. Die Europäische Union vergibt derzeit 58 Milliarden Euro an Agrarsubven­tionen jährlich. Eines der Hauptkriterien für die Vergabe ist die Größe des Betriebs. Wie Tiere gehalten werden und wie Flächen genutzt werden, ist nachrangig. Eine starke Nitratbelastung des Grundwassers oder die Überdüngung von Böden werden nicht sanktioniert.