Klimawandel und rechte Ideologien

Proben für den Weltuntergang

Seite 4 – Wunsch nach Unheil
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Dennoch gibt es gute Argumente, die »Jeder für sich«-Mentalität der Prepper abzulehnen. Eine Ideologie, die das nackte Überleben zum Endzweck erklärt, ist barbarisch. Die Erkenntnis Theodor W. Adornos, dass rechtsextreme Rhetorik durch einen »Wunsch nach Unheil, nach Katastrophe« gekennzeichnet ist, scheint aktueller denn je.

Linke Klimapolitik hingegen will den Kapitalismus nicht grün machen, sondern ihn abschaffen. Der Green New Deal möchte die öko­logische Frage ohne die soziale lösen. Doch wie der Klimawandel nicht bloß ein ökologisches Problem ist, so geht es auch nicht nur um die Verbesserung von Technologien, sondern auch um die künftige ­Verteilung von Macht und Chancen. Alle Umwelt­probleme auf den Klimawandel zurückzuführen, verdeckt nämlich, dass die kapitalistische Bewirtschaftung der Erde bereits zu einer wesentlich tieferen Krise geführt hat.

Es gibt ein gutes Leben jenseits von Easyjet-Tourismus, Billigfleisch und riesigen SUVs. Dabei können ökologische Wohnprojekte, Carsharing oder ein kostenfreier Nahverkehr das Leben sogar angenehmer werden lassen. Bei aller berechtigten Kritik am Zivilisationsbegriff und seiner unseligen Verwendung im Kontext kolonialer Ausbeutung: Fließendes Wasser, Stromnetze, Bewegungsfreiheit, Menschenrechte, all diese Errungenschaften sind ebenso wertvoll wie fragil. Wer die Aufklärung retten möchte, sollte nicht nur Adorno lesen, sondern auch sicherstellen, dass morgen noch Wasser aus der Leitung kommt.